Als ich heute morgen aufgestanden bin, war alles ganz normal. Gestern hab ich mich noch darüber gefreut, dass meine beste Freundin es vor dem Einreise-Stopp von Europa in die USA hierhergeschafft hat, und heute morgen kursieren dann plötzlich Gerüchte darüber, dass die amerikanischen Teilnehmer des Austauschprogramms aus Deutschland rausgeholt werden. Was ja einerseits auch verständlich ist, da die Lage in Europa oder in Deutschland insgesamt schlimmer zu sein scheint als in den USA. Konzentrieren war dann nicht mehr, also haben wir unserem „Boss“ schon gleich gesagt, dass wir nicht wissen, was heute noch passieren wird. Kurze Zeit später konnte man uns dann im Bad antreffen, heulend.
Bundestag und US-Department of State haben sich dazu entschieden, das Austauschprogramm mit sofortiger Wirkung zu beenden. Als wir die ersten Gerüchte in der Gruppe gelesen haben, haben wir noch ein bisschen rumgewitzelt, dass wir heute mal gutes Mittagessen dabeihätten und es ja dumm wäre, jetzt nach Hause zu gehen. Nachdem dann innerhalb weniger Minuten der Job bei einem der größten Schokoladenhersteller gekündigt war, wurde einem so nach und nach erst bewusst, was das eigentlich heißt: Auto verkaufen, Autoversicherung kündigen, Handyvertrag kündigen, Bankkonto schließen oder Vollmachten verteilen, Koffer packen (hab gestern erst ausgepackt weil vorgestern erst umgezogen), sich von Gastfamilien und Freunden verabschieden und so weiter.
Es lief nicht immer alles perfekt. Oft hab ich darüber nachgedacht, wie einfach es denn wäre, jetzt einfach in Deutschland zu sein, ohne die Entscheidung getroffen zu haben, mein Leben dort für ein Jahr aufgegeben zu haben. 17:20 von der Arbeit heimkommen, Eltern haben gekocht, danach bisschen rumgammeln und das wars dann für den Tag. Wochenende Kirmes oder Fasching. Aber was wäre das Leben ohne ein paar Herausforderungen? Und wenn nicht jetzt, wann dann?
Aktuell fühlt sich das ganze noch wie ein ganz schlimmer Alptraum an. Ich habe immer darüber nachgedacht, wie sich wohl die letzten Tage in Olney oder jetzt halt Robinson anfühlen werden. Dass ich das so schnell erfahren muss, wollte ich nie.
Sonntag geht es also für uns alle nach Hause. Wie es dort dann weitergeht weiß vermutlich keiner. Ich hoffe einfach, es ist Brot mit Kruste im Brotkasten, Gelbwurst im Kühlschrank und Flaschenbier im Keller. Achso, und Klopapier wäre natürlich auch nice. Ab Montag wird dann wohl gehartzt.
Olney, it was a pleasure.