College und Alltag
Nach den ersten paar Wochen College habe ich es nun endlich mal wieder geschafft Zeit für einen Blog-Eintrag zu finden! Zum Start des Colleges wurden für die internationalen Studenten an der Montana State University Billings Orientierungstage organisiert. Insgesamt sind wir nun ca. 25 neue internationale Studenten aus Pakistan, Indien, England, Deutschland (ich habe nun zwei weitere Deutsche kennengelernt), Südkorea, China, Jordan, Spanien, Slowakei, Russland und Frankreich! Die Tage waren definitiv hilfreich, um einen Überblick über den Campus zu bekommen und schon ein paar Studenten kennen zu lernen. Außerdem musste ich mich noch für mehrere Kurse einschreiben. Das PPP gibt ein paar Vorgaben für die Wahl der Kurse, es müssen nämlich mindestens zwei Fächer berufsbezogen an die bisherigen Kenntnisse anschließen. Ansonsten ist man sehr frei bei der Kursauswahl und es wird nahezu alles angeboten von Biologie, Psychologie, Wirtschaft, Kanu fahren, Survival-Training, Yoga und unzählig vielen weiteren Möglichkeiten. Eine Vorschrift gab es allerdings noch vom College. Es musste ein Kurs gewählt werden, der die Kultur oder Geschichte Amerikas lehrt. Letztendlich habe ich mich für „General Business“, „Public Speaking“, „Comparative Government“ und „American History“ entschieden. Meine Kurse sind nicht besonders groß, meist sind zwischen 20-30 Studenten eingeschrieben. Außer in Business, dort sind wir in einem größeren Hörsaal mit 60 Studenten. Die Vorlesungen in Business sind hauptsächlich über VWL und BWL und zeigen mir die amerikanische Perspektive auf die Wirtschaft. In „Public Speaking“ werde ich schon etwas mehr herausgefordert, besonders das freie, englische Sprechen und Präsentieren. Es dreht sich eigentlich alles um Reden schreiben und diese zu halten. In „Comparative Government“ vergleichen wir politische Systeme auf der Welt und auch Deutschland spielt des Öfteren eine Rolle (sehr interessant! 🙂 ). Die beste Professorin und den besten Unterricht gibt allerdings meine „American History“ Professorin! Die amerikanische Geschichte ist wirklich total interessant und meine Professorin hat gute Methoden, um das Wissen zu vermitteln und vor allem so, dass man es auch noch in einem Monat hat :D. Irgendwie hängen auch alle vier Kurse miteinander zusammen, oft tauchen Wirtschaftsaspekte in Politik auf, geschichtliche Aspekte in der Wirtschaft, Politik in der Geschichte und als Hausarbeit kann schon mal eine Rede in Geschichte verlangt werden 😀 .
In der Woche habe ich jeden Tag ca. 2 1/2 Stunden Vorlesung. Ich habe mir die Kurse so gelegt, dass ich möglichst an jedem Tag einen ähnlichen Ablauf habe und gegen Mittag um 14 Uhr mit der Uni durch bin. Pro Stunde Vorlesung kann man ca. 2 h einrechnen, die man damit verbringt Bücher zu lesen oder Hausarbeiten zu erledigen. Gerade am Anfang habe ich für Hausarbeiten und das Lesen sehr sehr lange gebraucht, weil es auch ein totaler Umstieg war plötzlich so viel englisch und vor allem akademische Sprache auf englisch zu lesen, hören und zu verstehen! Gerade bei meinen Hausarbeiten arbeite ich doch noch relativ oft mit meinem PONS-Übersetzer, um auch wirklich vieles zu verstehen und den Wortschatz zu erweitern. Mittlerweile merke ich aber schon, dass mein Hör- und besonders Leseverstehen viel ausgeprägter ist als am Anfang. Aber auch das Sprechen kommt voran, gerade im Zusammenleben mit Jim und Dwight, den Kontakt zu den „Internationals“ und durch meinen „Public Speaking“-Kurs.
So langsam ist bei mir ein Alltag eingekehrt, was mir auch sehr gut gefällt: 7.30 Uhr aufstehen, bis 14 Uhr College, bis 18 Uhr Hausarbeiten, pünktlich gegen 18 Uhr leckeres, warmes, von Jim zubereitetes Essen, Hausarbeiten oder Volleyball bis 21/22Uhr, zum Abschluss des Tages eine Comedy Serie mit Jim und Dwight gucken 😀 . + Kirchbesuch an Sonntagen
Ja, Volleyball 😀 . Es gibt momentan für ein paar Wochen eine Volleyball-Liga für Studenten. Es darf pro Team nur eine Person mitspielen, die im offiziellen College-Team spielt und die meisten Teams sind einfach irgendwelche Studenten, die sich zusammen getan haben. Wir internationalen Studenten sind untereinander ganz gut vernetzt und unternehmen öfter was zusammen (es gibt einen International Club, der immer wieder Sachen organisiert und für uns zuständig ist) und deswegen haben wir uns entschlossen auch ein Team zu stellen, „The Globals“. Ab und zu trainieren wir abends in der Turnhalle des Campus und zwei mal die Woche spielen wir die Liga-Spiele. Das ist auf jeden Fall ein klasse Ausgleich nach einem College-Tag und mit den Internationals verstehe ich mich auch super gut 🙂 .
Ach ja, wir haben auf dem Campus sämtliche Sportangebote: Tennis, Volleyball, Fussball, ein Fitnesstudio, ein kleines Schwimmbad etc. Da ich leider nur für ein Semester hier bin, besteht nicht die Möglichkeit im offiziellen Fussball-Team des Colleges zu kicken, aber ab und zu spielen wir mit den Internationals Fussball statt Volleyball 😀 .
Mein Auto war vor kurzem ein Frustquelle bei mir…an einem Morgen auf dem Weg zum College ist das Auto während der Fahrt einfach ausgegangen und ich musste rechts ran fahren und konnte den Wagen nicht mehr starten. Nach ein paar Versuchen konnte ich es immerhin von der Hauptstraße in eine kleine Nebenstraße fahren, aber dann lief auch gar nichts mehr. Kurzerhand habe ich Dwight angerufen, der zum Glück später als ich zum College musste, (er arbeitet ja für „United Campus Ministry“ und organisiert einige Events und arbeitet als Teilzeit-Professor in Philosophie) mich aufsammelte und gerade noch pünktlich zur Vorlesung brachte. Mein Auto ließen wir in der Straße stehen (am Rand geparkt) und Dwight brachte es zu einer Autowerkstatt während ich in der Vorlesung saß. Nachdem ich mehrere hunderte Dollar in eine Autoreparatur am Auspuff und Abgassystem investierte, konnte ich das Auto nach Hause fahren. Am nächsten Morgen blieb ich wieder auf der Straße liegen und war nicht nur frustriert, sondern auch völlig genervt und sauer, dass ich nun so viel Geld in die Hand genommen habe und immer noch der gleiche Fehler auftrat. Lag es also am Auto? Ist es schlichtweg zu alt? Sollte ich vielleicht doch versuchen es zu verkaufen und etwas Zuverlässigeres finden? Dwight konnte mich zum Glück wieder mit zum Campus nehmen und auch wieder mit nach Hause. Die Werkstatt vermutete, dass der Motor einige Minuten warm werden muss, bevor ich losfahre. Um das zu testen ließen wir das Auto über Nacht dort stehen, damit der KFZ-Mechaniker die gleiche Situation vorfand wie ich: Motor über Nacht eiskalt geworden, Auto seit Stunden nicht gefahren. Letztendlich muss der Motor wohl einfach 4-5 Minuten warm laufen bevor das Auto gefahren wird und es muss ein Teil, welches zum Anlasser gehört ausgewechselt werden, damit der Motor schneller warm wird und problemlos startet. Das Schwierige ist, dass dieses Ersatzteil aus den 80ern sehr selten ist und der Mechaniker mal bei Ebay oder anderen Händlern auf die Suche gehen muss. Zur Zeit fährt der gute Chevrolet aber jeden Tag wieder sehr zuverlässig, seitdem ich ihn 5 min warm werden lasse (5 min durchgehen das Gaspedal sanft betätigen) , schlecht für die Umwelt, schlecht für mein Portemonnaie, denn der Sprit geht schon spürbar schneller davon, aber gut für meine Mobilität. Mal schauen, ob es im Winter dann statt 5, vielleicht 10 min benötigt, um fahren zu können! :/
Alles in allem geht es mir hier sehr gut, wobei das College-Leben mich schon ziemlich stresst. Aber es ist gut zu sehen, dass es auch den anderen internationalen Studenten so ergeht und es ist auch cool, ab und zu mal wieder deutsch mit ein paar von ihnen zu sprechen 🙂 Ich denke, ich kann demnächst auch mal wieder einen bilderreichen Beitrag hochladen, der Alltag lässt sich so schlecht fotografieren 😉