SALT LAKE CITY- Großstadt, Tempel, einmalige Natur!
8 Stunden Fahrt, 800 Kilometer- alleine? Ich war mir ehrlich gesagt selbst nicht ganz sicher, ob das eine so gute Idee ist. Der Strecke nach zu urteilen müsste ich mit Pausen fast 10 h unterwegs sein. Na ja, der Trip zu Olli in Twin Falls, Idaho war nun mal eine Challenge, aber auch eine coole Roadtrip-Erfahrung! Unser eigentliches Ziel jedoch war Salt Lake City, die Hauptstadt Utahs. Am letzen Freitag, mit einem Rucksack, einem Kaffee, Bananen, Müsliriegeln und Croissants, machte ich mich um 10:30 Uhr auf den Weg gen Südwest. Meine größte Sorge neben der langen Fahrt war eigentlich, dass mein Auto, der Chevi von 1986, den ganzen Trip nicht mitmacht und ich irgendwo in der Walachei zwischen 200 km entfernten Ortschaften liegen bleiben würde. Letztendlich war der Roadtrip richtig cool! Die ersten 2 Stunden waren eigentlich mit die anstrengendsten, denn Montana hat nun mal sehr sehr viele Berge, die an manchen stellen dafür sorgten, dass ich mich wie in einem Karussell fühlte. Hoch, runter, Kurve links, hoch, kurve rechts, hoch und so weiter 😀 . Da mein treues Gefährt ab 140 km/h das Gefühl erweckt die Schallmauer zu durchbrechen und jeden Moment auseinander zu fallen, keine Servolenkung oder sonstige technische Hilfen besitzt, war sehr viel Konzentration gefragt und auch sehr viel Schwung, wenn es mal wieder bergauf ging. V6, 2,8 L, aber die Berge Montanas waren trotzdem kein Zuckerschlecken! Doch nach 2-3 Stunden wurden die Straßen immer besser und das richtige amerikanische Roadtripfieber kam auf. Endlos scheinende Straßen, in der Ferne die Silhouetten und Umrisse der Berge und weit und breit kein Mensch. Nach fast 10 h, 4 Kaffee- und Tankstopps und sämtlichen Hörbüchern, bin ich dann endlich bei Olli, einem anderen Teilnehmer des PPP angekommen. Unterwegs hatte ich noch den schönen Sonnenuntergang in der Wüste Idahos genießen dürfen und sämtlichen Rehen beim Grasen am Straßenrand zusehen dürfen. Gemeinsam mit Ollis Gastvätern ging es in ein leckeres Restaurant in Downtown und den Abend ließen wir gemütlich bei ein paar kalten Apfelschorlen ausklingen 😀 .

Am nächsten Morgen, gestärkt von Rührei und Kaffee, machten wir uns zu den „Twin Falls“ in der Stadt auf und ich durfte gleich das erste Mal staunen!

Anschließend ging es weiter nach Salt Lake City und die dreistündige Fahrt verging wie im Flug, weil wir beide uns echt viel zu erzählen hatten (College, Host family, Jobsuche, Amerika generell…). Gegen 15 Uhr trafen wir dann in der Innenstadt ein und schon von weitem war zu erkennen, dass mir die Stadt gefallen würde. Das Parken in der Millionenstadt: die ersten 2 Stunden frei, danach 2$ pro Stunde!! Das war ich definitiv nicht aus Deutschland gewohnt! Zu Fuß schlenderten wir durch Downtown, schauten uns das Shopping-Center, die Hochhäuser und vor allem die Mormonen-Tempel an. Olli und ich waren uns einig: Die Hochhäuser waren nicht die schönste, aber die Innenstadt und das Shopping-Center waren total schick und stilvoll! Sowieso hat die Stadt einfach eine coole Umgebung. Egal in welche Richtung man schaut: Berge, Berge, Berge. Und wie das nun mal so ist, wenn ich mich auf eine kleine Reise außerhalb von Billings begebe -> Traumwetter / Sonne! 😀 Für November war es wirklich warm mit 17 Grad in der Sonne!
Salt Lake City gilt als die Hauptstadt der Mormonen und ist sehr geprägt und bevölkert von diesen. Falls du nicht weißt wer oder was Mormonen sind und mehr darüber wissen möchtest, hier ist ein kleiner Artikel dazu: https://www.welt.de/kultur/article109499955/Die-Mormonen-und-ihre-heilige-Unterwaesche.html
Eines der ersten gesichteten Gebäude, war dieser prachtvolle Tempel der Mormonen.


Das war einfach ein super schöner Platz, direkt im Zentrum mit sämtlichen anderen Mormonen-Gebäuden. Olli und ich sind auch einmal kurz durch das benachbarte, kostenlose Museum geschlendert.

Die Haupteinkaufsstraße war für Autos nicht zugängig und eine der selten zu findenden amerikanischen Straßenbahnen fuhr dort durch! Als nächstes wollten wir uns das State Captiol Gebäude Utah´s ansehen, das praktischerweise fußläufig zu erreichen war.

Ja, wir waren zur rechten Zeit am rechten Ort. Der Sonnenuntergang war bereits in vollem Gange und so schossen wir noch schnell 2-3 Fotos, bevor es dunkel wurde. Das Gebäude war auf jeden Fall eindrucksvoll und lag auf einem Hügel. Vorteil: Wir hatten das erste Mal einen Ausblick auf die Stadt und genossen, wie die Sonne sich langsam senkte, bis die letzten Sonnenstrahlen hinter den entfernten Bergen verschwanden.



Gegen Abend gingen wir wieder zurück ins Einkaufszentrum und machten uns schon Gedanken, was wir am nächsten Tag alles sehen wollten. Ganz entspannt, ohne Touri-Stress alles sehen zu wollen, liefen wir im Shoppingzentrum hoch und runter, bis wir dann für Hot-Dogs und Sandwiches in einem der vielen Restaurants einkehrten. Später am Abend kauften wir noch ein paar Sachen und Verpflegungen für den Sonntag ein und fuhren zu unserem Airbnb, das schlappe 15$ pro Person gekostet hatte.
Der nächste Tage sollte sogar besser starten, als der vorherige geendet hatte. Mit Ollis Van fuhren wir zu einem der sehr nahegelegenden, traumhaften Aussichtspunkte und frühstückten mit einer ausgezeichneten Sicht über die Stadt 🙂 .






Die Aussicht war wieder mal unfassbar! Endlose Weite, Berge, Großstadt, Tempel und der riesige Salt Lake, den man auf den Bildern leider nicht sieht.
Was gab es noch zu erkunden und wie? Wir parkten das Auto wieder in meiner Lieblingsparkgarage und gingen erstmal zu Fuß durch die Stadt. Überall standen die neuen, berüchtigten E-Scooter herum. Kurzerhand entschlossen wir uns die Dinger mal zu mieten und zu schauen, was die überhaupt taugen 😀 . Nach 5 Sekunden Fahrt war schon klar, dass das einfach nur Spaß machte und die coolste Weise ist eine Stadt (der Größe zumindest) zu erkunden! Wir sahen quasi jeden Winkel der Stadt, noch mehr Gebäude als zuvor, einen größeren Park und Restaurants. Besonders die Tempel waren nicht das, was ich mir architektonisch von Amerika vorgestellt hatte. Mit 25 km/h machten wir 1 1/2 Stunden die Straßen unsicher, bis wir gegen Mittag wegen plagenden Hungers aufhörten . 30$ für die Fahrt war nicht unbedingt ein Schnapper- es aber definitiv wert. In Städten mit gut ausgebauten Radwegen ist das echt eine Alternative um eine Stadt zu erkunden!


Am Nachmittag, zum Ende unseres zweiten Tages in Salt Lake City, folgten wir einem Geheimtipp, den ich durch fünfminütige Internetrecherche für uns ausmachen konnte: Antelope Island (Antilopen Insel). Die Insel ist eine Halbinsel am Salt Lake und viel spannender fand ich neben den Antilopen, die Bisons. Eigentlich sind Bisons nicht sehr häufig in Utah anzutreffen, aber ich wusste, dass wir dort mit etwas Glück welche sehen würden. Das wir die Bisons nahezu streicheln könnten erwartete ich allerdings nicht im Geringsten!
Salt Lake City ist nach dem riesigen „Great Salt Lake“ benannt, zu dem wir ca. 45 min gefahren sind. Und als wir einen der Aussichtspunkte von Antelope Island erreichten, war mir sofort klar, dass die insgesamt 13h Autofahrt bis hier es absolut wert gewesen waren. Man hatte einen traumhaften Ausblick, unfassbare Weite, Nebel auf dem See, Berge im Hintergrund, einen Sonnenuntergang, den man nicht besser hätte malen können und das spektakuläre Flair einer Safari.







Nach dem wir schon vereinzelnd 2-3 Bisons und eine Herde Antilopen aus nächster Nähe sahen, meinte ich aus Spaß zu Olli: „Das coolste, was jetzt noch passieren könnte, wäre das Bisons die Straße kreuzen“. Keine 2 Minuten später, nach der nächsten längeren Kurve sahen wir eine ganze Horde Bisons. UNFASSBAR! Das war besser als eine Safari, wir sind einfach nur auf einer Stadttour gewesen und wollten uns den See anschauen und dann stehen dort plötzlich 30 Bisons auf und neben der Straße! Ohne Reiseführer oder Safariguide erlebten wir ein Stück Wildnis Amerikas. Das werde ich definitiv nicht so schnell vergessen! Das war bisher einer der schönsten Plätze, den ich in den USA bisher gesehen hab!! 🙂



Als kleine Randnotiz: Auf dem Foto ist kein Filter aufgelegt… Es war einfach wahnsinnig schön dort und ich hätte dort noch viele Stunden verbringen können! Der Himmel schien zu brennen!

Am Abend fuhren wir dann die 3h zurück nach Twin Falls. Völlig beeindruckt von der Stadt und der wunderschönen Natur ging ich dann relativ früh schlafen, um fit für die Rückfahrt zu sein.
Am Montag musste Olli dann morgens zum College und ich zurück nach Billings und somit trat ich erneut die 10h Reise Richtung Billings an. Mit dem Sonnenaufgang fuhr ich in Idaho los und genoss einfach die angenehm langen, geraden Straßen in Mitten vom Nichts. Nur ich, der Chevi, die Berge im Blick, die Felder links und rechts und die berieselnde Musik.
Roadtrip-Romantik vom Allerfeinsten! An einer Stell kreuzte dann eine ganze Scharr von Antilopen die Straße, doch ansonsten ging es ohne große Aufregung mit totaler Entspanntheit zurück nach „Hause“. Bei Sonnenuntergang kam ich dann endlich an, total erschöpft und mit einigen Bildern, die ich sofort Dwight& Jim (meine Gastväter) zeigte.
Der Trip hat sich mehr als gelohnt und Salt Lake City ist einfach echt perfekt, gerade wenn man gerne im Winter Ski fährt, in einer Großstadt leben möchte und im Sommer im Salt Lake schwimmen will. Der See ist so salzig, dass er einen trägt (ähnlich wie im Toten Meer).
Jetzt muss ich allerdings einen Job in Billings finden, den ich zu Beginn von 2020 antreten kann und die Final-Examen im College kommen auch immer näher!