[7] Football und Fahrräder
17. August
Am Samstag machte ich mich früh auf den Weg zur Kirche, denn ich ging zum Church Clean Up, also ein Tag, an dem die Kirche gesäubert wird. Ob man da jetzt mit dem Lappen die Räume säubert oder irgendwas reparierte wusste ich nicht.
Ich war um acht Uhr da, aber niemand sonst. Ich setzte mich in den kleinen Hof der Kirche und wartete. Nach einer halben Stunden tauchten tatsächlich Gemeindemitglieder auf.
Erst räumte ich eine Rumpelkammer mit aus und ging dann in den Garten. Dort wurde eine Hecke entfernt und ich schleppte die abgeschnittenen Büsche zu einem Haufen an die Straße. Zwischendrin holte ich mal eine Mülltüte, weil sich dort auch ziemlich viel Abfall befand.
Nassgeschwitzt ging ich nach zwei Stunden nach Hause, meine ersten Freiwilligenstunden hatte ich erledigt, 40 müssen wir mindestens machen in dem Jahr.



Heute war Move In Day, sprich, die Studenten zogen ein und es war wie im Film. Junge Menschen transportierten, meist mit Hilfe der Eltern, massenhaft Dinge mit Rollcontainern in ihre Unterkünfte.

Nach dem Abendessen besuchten wir dann das erste Footballspiel. Die Regeln habe ich immer noch nicht ganz verstanden. Die Spieler stellen sich erst in eine Reihe gegenüber auf, bei Anpfiff rennen die ineinander, während der Ball von ein paar anderen Spielern, die noch so auf dem Feld verteilt stehen umhergeworfen wird. Nach ein paar Sekunden wird dann schon wieder abgepfiffen. Fünf Manschkerl jeder Mannschaft rennen dann vom Platz und neue kommen dafür rein und das Spektakel beginnt von vorn. Leider ist das ganz schön langwierig und es gibt keinen längeren Spielfluss. 🙁
Willkommene Abwechslung sind dann immer die Cheerleader und die Kapelle, die von Zeit zu Zeit etwas machen.
Auf die Plätze, fertig, … …los! Täglich sieht man irgendwen der humpelt
oder mit Kühlpackungen herumläuftA / L A / B A M A / West Alabama / U W A
19. August
Montags stiefelten wir dann wieder zur Polizei. Konnten wir diesmal mit einem Rad heimfahren? Im Hinterhof waren die Fahrräder zumindest mal verrückt… Und tatsächlich, drei in Frage kommende Fahrräder hatten sie uns bereitgestellt und wir suchten uns zwei raus. Zwar gehen die Bremsen nicht so gut, Licht gibts keines und die Sattel lassen sich nicht verstellen, aber Hauptsache, wir sind ein bisschen mobiler. Überglücklich bedankten wir uns und fuhren zur nächsten Tankstelle, wo wir die Reifen aufpumpten und die Kette schmierten. Dann noch geschwind ein Schloss gekauft und es bei der Universitätspolizei registriert – fertig!

Abends musste ich dann zum Flurtreffen, bei dem sich alle aus meinem Stockwerk versammelten und der Resident Assistant (Etagenwart) ein paar Regeln erklärte, kein Alkohol, Besuchszeiten, wichtige Telefonnummern, Brandschutz, … Nach zehn Minuten war das auch vorbei und ich konnte zum Bingoabend eilen.
Jetzt haben die meisten ein Bild von einer Seniorengruppe im Kopf die munter ihre Zahlen abstreicht. Aber nein, ihr müsst euch das wie folgt vorstellen: Ein Theatersaal voll mit jungen Menschen, die mit jeder Zahl mitfiebern und grölen, wenn jemand Bingo schreit. Es war total lustig.

20. August
Heute begann der Ernst des Lebens und der Grund, warum wir überhaupt hier waren: Die ersten Unistunden standen an.
Ich habe jeweils dienstags und donnerstags von 9:30 bis 12:15 Uhr Unterricht und an beiden Tagen beide Fächer. Ich weiß, ein hartes Los. 😉
Es war schwer für mich zu folgen, weil ich durch das schnelle Reden und die Fachbegriffe nicht alles verstand. Das strengte an, mitzukommen und gleichzeitig musste man sich versuchen warm zu halten, denn ich hatte den Fehler gemacht, mich in kurzer Hose, nur mit einem Jäckchen dabei, in den Kurs zu setzen. In der Pause stellte ich mich in die pralle Sonne, um wieder aufzutauen.
Tagesabschluss heute war eine Zauberschau, in der wir vom Künstler mit allerlei Tricks in die Welt der Magie entführt wurden. Er band das lebhafte Publikum ein und es war total faszinierend. 😮 Ob Karten, Seile, Zahlen, Namen, Tüten – die Menge war stets erstaunt und verblüfft.


21. August
Mit Anoud, einer saudi-arabischen Studentin, machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Tuscaloosa, um unsere Social Security Number (Sozialversicherungsnummer) zu beantragen, die wir für die Arbeit, den Führerschein, die Kfz-Versicherung und solche Dinge brauchen. Nach einer Stunde erreichten wir das stattliche Gebäude und kamen auch sofort dran, womit wir nicht gerechnet hatten. Das Beantragen dauerte zwar dann ein bisschen, aber schließlich waren fertig und konnten schon wieder heim.

geschnittenem Rasen
Auf dem Programm stand dann noch das Welcome Back BBQ und ich hatte eine große Grillparty im Kopf. Pustekuchen! Es gab Pulled Pork mit BBQ-Soße, Kartoffelecken und gebackenen Bohnen in der Kantine (so wie an manch anderen Tagen auch) und das übliche Angebot. Einziger Unterschied waren die rotkarierten Papiertischendecken auf den Tischen und an viele Stühle waren Luftballons gebunden.