[10] Radeln und Rafting
5. September
Uh, die erste Party stand an. Auf dem Weg dahin haben wir das erste Stinktier gesehen. Die Party selbst war dann ein Flop. Eine kleine Bühne am Seeufer, ein paar tanzende Menschen, die Polizisten in Sichtweite und mehr los auf dem Parkplatz (weil da heimlich Alkohol getrunken wird)… Letztes Jahr soll es wohl richtig gut gewesen sein, aber dieses Jahr eben nicht…
6. September
Heute waren wir auf der Führerscheinstelle. Nach etwa einer Stunde warten waren wir an der Reihe und es lief alles reibungslos. Nachdem das erste Foto nicht so toll war, überredete ich die Beamtin, ein zweites zu schießen. 😀 Dann mussten wir noch einen Sehtest machen und bekamen unseren vorläufigen Papierführerschein ausgehändigt. Die richtige Karte kommt dann per Post.
Abends war noch ein kleiner Markt in der Stadt, der besonders für Familien gedacht war, bei dem verschiedene Vereine und Geschäfte ihre Produkte feilboten.
7. September
Am Samstag schwang ich mich auf mein Fahrrad und radelte zum nahegelegenen See, denn da gibt es ein paar Wege durch Feld, Wald und Wiesen. Sonst gibt es das hier nämlich kaum oder es sind Sackgassen, die wiederum meist Privatwege zu irgendwelchen Anwesen sind und da bin ich hier lieber vorsichtig, wer weiß, ob die nicht mit der Schrotflinte grüßen (Vorurteil hin oder her). Dabei kam ich bei der Rodeoanlage der Universität vorbei und fuhr im Anschluss auf einen Milchshake zum Burger King. Also die verbrannten Kalorien gleich mal doppelt zu mir genommen. Die Landschaft auf dem Weg dahin ist so schön und erinnert mich ein bisschen an Norddeutschland, nur in hügelig.
Abends stand das erste offizielle Footballspiel der Tigers an. Ich verstand die Regeln immer noch nicht, es war ziemlich heiß, alle erhoben sich zu Beginn für die Nationalhymne und es gab ein fulminates Programm drumherum. Ein Spiel dauert ja eigentlich nur vier Viertelstunden, aber mit den ständigen Unterbrechungen, bei denen die Zeit angehalten wird, zieht sich das auf drei Stunden. Kein Wunder, dass es da soviel außenrum gibt, sonst wird dem Publikum schnell langweilig. Ach ja: wir haben gewonnen (35:18).
Abends gingen wir noch zu einer Feier, bei der zig Menschen auf der Straße standen, tranken, rauchten und ratschten. Warum ich das hier erwähne? Irgendwann tauchte die Polizei auf und die Party löste sich ganz schnell auf. Ohne Murren liefen alle zu ihren Wägen und es gaben einen Stau aus der Nebenstraße heraus. Irgenwie witzig… 😀
11. September
9/11. Wie würde der Tag heute sein, der Amerika so geprägt hat? Nachdem bei den Inlandsflugkontrollen (die strenger waren als die in Frankfurt) ein Plakat mit den Worten „Never forget 9/11!“ hing, ich ein T-Shirt mit dem Thema gesehen habe und im Gottesdienst eine Fürbitte dazu vorgetragen wurde, rechnete ich mit allem. Zum Gedenken wurde eine E-Mail geschickt und um 9:28 Uhr schlug die Glocke mehrmals und läutete God Bless America. Ich hatte mich extra vor die Cafeteria gestellt, war aber der einzige. Als Jacob zufällig vorbeikam, wunderte er sich über das Glockenspiel. Kurz aufgeklärt, nahm er die Hand zu Brust und stand stramm bis zum Ende. Letztendlich war es aber ein Tag wie jeder andere.
Am Abend besuchten wir die Schau zweier Mentalisten, die an der Universität stattfand. Es war verblüffend und unglaublich, wie die Frau, ohne es zu sehen, zufällige Gegenstände aus dem Publikum, Nummern auf Banknoten, Namen und anderes nennen konnte. Fotos, auf denen Personen zu sehen waren, die nicht anwesend waren, wurden geschossen und ein Mädchen nur mit den vier Zeigefingern von vier Jungs hochgehoben. Wahnsinn!
14. September
Also das war so ein gemischter Samstag, er hatte gute und schlechte Momente, aber von vorne: Um sieben Uhr rief mich Stefan an und fragte, wo ich denn bliebe, wir wollten doch los – und zwar um sieben. Ich war nach dem Wecker nochmal eingeschlafen 😮 Ich sprang aus dem Bett, stopfte in Windeseile ein paar Habseligkeiten in den Rucksack und schwang mich aufs Fahrrad zum Treffpunkt, wo die anderen freundlicherweise warteten.
In zwei Kleinbussen fuhren einmal quer durch Alabama nach Georgia. Auf dem dreieinhalbstündigen Weg sah ich die ersten Baumwollfelder. Dann waren wir endlich beim Wildwasserrafting. Helme auf, Schwimmwesten an, Paddel in die Hand und los gehts. Zu sechst plus Führer durchpaddelten wir die Stromschnellen des Chattahoochee River. An einer Stelle stiegen wir alle aus liefen über eine kleine Flussinsel und ließen uns dann ein Stück einen Nebenarm hinuntertreiben. Unser Steuermann wartete am Ende mit dem Boot auf uns. Er, der bei der zweiten Schnelle aus dem Boot geschleudert wurde, erzählte uns, dass sich John Pemberton hier in einer der letzten Schlachten des Bürgerkrieges eine Wunde zuzog und in der Folge morphiumsüchtig wurde. Er suchte nach einer Alternative und erfand die Coca Cola. Außerdem erklärte er uns, dass die Grenze zwischen Alabama und Georgia nicht etwa in der Flussmitte verliefe, sondern, nach Unstimmigkeiten und Auseinandersetzungen, der gesamte Fluss Georgia gehöre.
Danach ging es zurück und als wir auf den Parkplatz fuhren, wunderte ich mich schon, wo mein Fahrrad sei. Ich suchte beim nahegelegenen Fahrradständer, bei meinem Heim und fragte bei der Universitätspolizei – ohne Erfolg. Ich gab dann sogleich auch eine Anzeige auf, mein Fahrrad war gestohlen worden. In der morgentlichen Eile war ich weder aufs Klo gegangen, noch hatte ich mein Rad angeschlossen. Außerdem dachte ich, das hier eh nix passiert. Tja, ich wurde eines Besseren belehrt.