[11] Schaffen und Sehnen

[11] Schaffen und Sehnen

16. September

Nachdem ich letzte Woche meine Bewerbung abgegeben hatte, hatte ich heute einen Vorstellungsgespräch im Hotel Comfort Inn hier in Livingston. Ich bekam die Rezeptionsregeln vorgelegt und dann wurde mir gesagt, dass man mir die Chance gebe.

Typische Fragen (z. B. Stärken/Schwächen)? Nein
Nicht übers Gehalt, etc. sprechen (verhandelt man in Amerika erst später, wenn der Arbeitgeber einen einstellen möchte)? Nein
Dauer? Fünf Minuten
Arbeitsbeginn? In zwei Tagen
Arbeitsvertrag? Nein

Willkommen in Amerika…

18. September

Mein erster Arbeitstag! Aufgeregt fuhr ich mit Stefans Fahrrad zu früher Stunde die zwanzig Minuten zum Hotel. Am Anfang arbeite ich immer nur vier Stunden und werde eingelernt. Ich checkte die Gäste aus (hab ich ja auf dem Zeltlager schon immer fleißig geübt… 😀 ), bereitete die Liste für die Reinigungskräfte vor und wischte über den Tresen, dann hatte ich die restliche Zeit nichts mehr zu tun. Wie ich zuvor auch schon gehört hatte, ist die Stelle nicht anstrengend und viel zu tun hat man auch nicht, dafür bekommt man auch nur den Mindestlohn von 7,25 $ in der Stunde. Aber Hauptsache Arbeit, später kann man immer noch wechseln und bisher schaffe ich gerne dort.

Good morning, Sir/Ma’am! How can I help you?

Ausruhen war an dem Tag aber dann nicht angesagt: Ich skypte mit meinen Eltern, denn ich hatte vereinzelte Heimwehmomente, hauptsächlich, wenn ich Bilder vom Oktoberfest sah. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Wiesn derart missen würde. Ich bin ja kein Münchner Kindl und das erste Mal besuchte ich glaube das Fest mit 14. Aber keine Sorge, seit dem Anstich, den ich natürlich verfolgte, ist Sehnsucht seltsamerweise verflogen, aber ich freue mich schon auf nächstes Jahr. 😉
So, genug geheult, Schluss mit dem ollen Gemähr. Weiter gings zu einem Japanischkurs und zum Schwimmen, danach zum Jugendgottesdienst zu den Baptisten, bei dem es erstmal Abendessen gab. Dann wurde gesungen und eine Frau hielt eine Predigt. Irgendwie wirkte es eher sektenmäßig und mit dieser Form kann ich nicht so viel anfangen, aber irgendwie war es trotzdem schön und man kommt mit Leuten seines Alters zusammen, die ich auch teilweise schon von der Uni kannte. Nachts sind wir dann zum Flagfootball und ich verstand erstmals die Footballregeln! Vielleicht spiele ich da auch mal mit…

Woher haben Marshmallows ihren Namen? Ursprünglich wurden sie aus den Wurzeln des Echten Eibischs hergestellt und der heißt im Englischen Marsh Mallow (‚Sumpfmalve‘)
19. September

Heute waren wir in zwei Klassen und haben unser Austauschprogramm vorgestellt, denn es gehen jedes Jahr ja auch 75 Amerikaner nach Deutschland. In Tracht präsentierte ich Deutschland und machte das Programm den Zuhörern schmackhaft.
Passende Gelegenheit für einen kleinen Werbeblock. Bleiben Sie dran, gleich gehts weiter… 😉

Oh, ich möchte auch so ein Jahr erleben!
Mensch, das wär doch was für den und den…

 

>> Infos gibts unter www.usappp.de <<

 

Wer ein bisschen USA daheim haben will, ohne verreisen zu müssen, der kann auch einen Amerikaner aufnehmen.
Man erhält finanzielle Unterstützung und jede Art ist willkommen: Familien, Paare & Einzelpersonen, mit & ohne Kinder, WG, Haus & Wohnung, Stadt & Land, Alt & Jung.

22. September

Heute unternahmen wir einen Ausflug nach Tuscaloosa, eine Großstadt, die eine Autostunde entfernt liegt. Wir fuhren allerdings nicht in die Innenstadt, sondern nur zu Einkaufsmärkten am Rande. Beim ersten Halt gab es ein asiatisches Geschäft und Restaurant, in dem sich unsere Chinesen reichlich eindeckten. Für uns anderen war es allerdings nach kurzer Zeit langweilig und die Stunde Aufenthalt viel zu lang, denn sonst gab es eigentlich nix dort.
Der zweite Stopp war dafür zu kurz, um in einer Stunde alle tollen Läden zu entdecken. Ich schaffte es in den Aldi, ein Haushaltswarengeschäft und in den „Weltmarkt“, wo es Dinge aus der ganzen Welt gab. Zwar hauptsächlich Deko, Möbel und Haushaltsgegenstände (z. B. Schottgläser aus Zwiesel 😮 ), aber auch Lebensmittel. Haribo Gummibärchen und deutsches Bier ließ ich im Laden, aber jetzt habe ich Vollkornbrot aus Gütersloh (für meinen Bäcker Papa: von Mestemacher) und Wilhelmina Peppermunt aus den Niederlanden.
Bei der dritten Station reichte die Stunde dann aus. Wir waren beim Walmart und ich konnte meine gewonnene Geschenkkarte einlösen (> [8]).

Was Amerikaner an Deutschland toll finden:
Alkohol, Essen und Autobahnen
Deutsches System, amerikanische Waren
Aldi in den USA
Meine Ausbeute
23. September

Beim Mittagessen erwartete mich heute eine freudige Nachricht. Ein Polizist kam auf mich zu und eröffnete mir, dass sie mein Fahrrad gefunden hätten. Ich war total aus dem Häuschen und überglücklich fuhr ich alsbald vom Hof der Wache.
An diesem Tag lag auch mein richtiger Führerschein in der Post und abends konnte ich endlich meine amerikanische Rufnummer in Betrieb nehmen. Ein Tag voller kleiner toller Momente.

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