
Schnelle Abschiede
Da bin ich wieder.
Der nächste Beitrag auf meinem Blog sollte eigentlich über den Rest des CIP berichten. Ich hatte bereits in D.C. angefangen den Beitrag zu verfassen. Damals saß ich noch in der Metro und bin auf dem Weg an die Arbeit oder nach Hause unterwegs gewesen. Jetzt sitze ich in meinem Zimmer in Deutschland und nach den letzten Tagen erschlägt mich alles etwas im Nachhinein. Ich tippe sogar noch so, als ob ich eine amerikanische Tastatur unter den Fingern hätte. Nachdem ich vom Zwischenseminar nach Hause zu Andy geflogen, habe ich mich auf mein Zimmer, Andy und meine Freunde gefreut. Sogar die Katzen habe ich etwas vermisst. Wer jetzt vielleicht denkt: Zuhause ist in Deutschland Hannah — ja, das mag schon sein, aber ich habe ein zweites Zuhause bei Andy und seinen drei Katzen gefunden und ich vermisse Andy wirklich sehr, er war für mich die erste Person mit der ich alles geteilt haben, wenn ich was erlebt habe. Letzte Woche Donnerstag standen fuer mich folgende Dinge auf dem Plan: Auto suchen, Bewerbungsgespräche, weitere Jobsuche und die neu gewonnene Freizeit etwas genießen. Die Mail von der GIZ mit dem gemeinsamen Schreiben vom Bundestag und dem State Department kam eineinhalb Stunden später um ca. 9:30 Uhr. Ich bin sofort zu Andy, habe ihn aufgeweckt und nur gesagt: „I have to go back to Germany. They just sent an email. Its from the Bundestag and State Department. They cancelled the program.“ Danach habe ich auch schon meine Eltern in Deutschland angerufen.
Im ersten Augenblick gingen mir nicht so viele Dinge durch den Kopf, ich war einfach fassungslos, dass wir bereits am Sonntag zurück nach Deutschland müssen. Die letzten Tage bei Andy habe ich viel mit packen verbracht. Ich habe mir einen Koffer bei Walmart gekauft, um einen zweiten zu haben, in den ich meine Sachen packen kann. In knapp siebeneinhalb Monaten hat sich so einiges angesammelt. Gereicht hat es trotz aussortieren nicht, es werden noch zwei Pakete in Deutschland ankommen. Wirklich geschlafen habe ich nicht, es ging mir körperlich sehr schlecht und richtig gut geht es mir immer noch nicht. Ich habe Samstag mein Auto verschrotten lassen und mein Bankkonto aufgelöst, U.S. Bank hat sich etwas angestellt eine Vollmacht an Andy auszustellen, das war in dem Moment einfach nur nervig. Gute Nachricht: ich soll Geld von meiner Autoversicherung zurück bekommen, die Dame von AAA war da wirklich nett. Andy hat auch spontan eine Abschiedfeier für mich organisiert. Jeder, der wollte durfte Samstag vorbei kommen. Es war eine bunt gemischte Gruppe und wirklich sehr schön nochmal so viele Leute zu sehen. Die meisten hatte ich nach D.C. noch nicht gesehen, weil mein Auto kaputt war. Es war also Wiedersehen und Verabschieden zugleich. Freunde aus der Uni, von Trivia, Freunde von Andy und ein Teil der Familie ist vorbei gekommen. Abends sind wir sogar noch auf das 40-jährige Hochzeitsjubiläum von Andys Schwester gegangen. Zu dem Zeitpunkt war ich einfach nur noch müde. Man hat uns beiden angesehen, dass wir gestresst waren. Nach der Feier haben wir Tina bei ihrer Wohnung abgeholt. Sie hat bei uns die letzte Nacht verbracht, wir haben sie am nächsten Tag zum Flughafen mitgenommen. Wir haben sogar noch meine Lieblingssorte von Graeter’s Ice Creme geholt und haben um zehn Uhr abends einen Löffel Eis gegessen.

Sonntag morgen ging die lange Reise nach Deutschland los. Manche von uns sind sogar schon Samstags losgeflogen, immerhin muss man erst einmal nach New York kommen. Am Flughafen hieß es dann Abschied nehmen, was ich nicht so wirklich gut konnte. Wenn ich Andy hätte weinen sehen, dann hätte ich auch geweint und das wollte ich nicht. Es war ein Tag von ständigem unterdrücken von Gefühlen, damit ich nicht anfange zu weinen. Einmal angefangen, hätte ich nicht aufhören können. Wir sind nicht direkt nach New York gefolgen, sondern haben in Charlotte einen Zwischenstop gehabt. Dort haben wir dann auch andere vom Programm getroffen und sind gemeinsam nach New York weitergeflogen. Der erste Flieger war noch voll, der zweite war wirklich leer. Der Staat New York wurde an dem Morgen offiziell zum Risikogebiet erklärt. Generell waren die Auswirkungen nach der Ansprache von Trump nach Mittwoch Abend deutlich zu spüren. Am Donnerstag gab es schon kein Klopapier, Brot oder peanut butter zu kaufen. Sonst war alles aber relativ normal. Die ersten zwei Fälle von Corona gabe es in Ohio Sonntag Abend in der Nähe von Columbus.
Um drei Uhr sind wir dann am JFK in New York gelandet. Da hieß es dann Koffer holen und zum Terminal 4 laufen. Dort standen dann auch schon einige andere PPPler. Gerade mal vor knapp über einer Woche hatten wir uns alle in D.C. verabschiedet. Damals noch mit der Überzeugung, dass wir uns erst Ende Juli in New York wiedersehen. Fast allen konnte man die Müdigkeit ansehen. Wenn man jetzt vielleicht denkt, dass wirklich nur traurige Gesichter unterwegs waren, dann hat das nicht so ganz gestimmt. Ich habe in den Tagen auch gelacht, es gab auch schöne Momente. Aber nach müde, kommt dumm und dann lustig, oder wie war das nochmal? 😀
Max, Felix und Daniel haben uns am Flughafen empfangen, was wirklich schön war. Cultural Vistas hat die Entscheidung genauso getroffen wie uns und das Team bei CV hat wirklich einen Haufen überstunden geleistet, um uns alle sicher nach Deutschland zu bringen und um uns ständig mit Informationen auf dem laufenden zu halten. Wir hatten auch eine Videokonferenz am Donnerstag Abend, wo wir Fragen und sonstiges loswerden konnten.
Der Flug nach Deutschland war kürzer als erwartet, es ging alles realtiv schnell rum. Da ich im Flieger nicht schlafen kann, habe ich bestimmt versucht fünf bis sechs Filme zu schauen, um etwas Ablenkung zu bekommen. Geklappt hat das nicht so wirklich. In Frankfurt hat uns Theo Fuß von der GIZ in Empfang genommen und noch ein paar Worte gesagt, bevor es für alle weiterging. Meine Eltern haben mich in Frankfurt abgeholt, Zuhause haben meine Geschwister und der Hund mich in Empfang genommen.
Montag und Diensag ging es mir nicht wirklich gut, ich bin im Moment auch offiziell in Quarantäne, vor ein paar Tagen kam der Brief vom Gesundheitsamt. Am 01.04. darf ich das Haus dann mal wieder verlassen. Ich werde auch jeden Tag angerufen und gefragt wie es mir geht. Ich hatte Symptome gezeigt, aber kein Fieber oder Husten bekommen, weshalb ich auch nicht auf Corona getestet werde.
Obwohl ich nicht mein volles Jahr in den USA hatte und das wirklich Mist ist: es war die Zeit meines Lebens, ein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen! Ich habe so viel erlebt und gesehen, hatte gute und schlechte Zeiten, aber vor allem hatte ich die einzigartigsten sieben Monate meines Lebens!
Ich bleibe Euch noch einen Beitrag zum CIP, einen zum Roadtrip nach Baltimore und Philly und einen Beitrag zum Zwischenseminar schuldig, aber ich muss zugeben, dass ich dazu nicht wirklich motiviert bin im Moment. Steuererklärung für die USA müssen noch erledigt werden, die große Frage im Moment: „Was kommt jetzt?“
Das wars jetzt auch erst einmal. Unten ein paar Bilder, weil nur Text lesen ist ja doof.
Eure Hannah








