#CaroDieVierte Kleine Highlights und große Tragödien
Die erste Woche des Colleges startete wie erwartet aufregend. Hier eine kleine Übersicht meines Stundenplans:
Montag: Dienstag: Mittwoch: Donnerstag:
10:10-11:00; 9:30-10:45; 10:10-11:00; 9:30-11:00;
Tennis Ballet Tennis Ballet
15:30-16:45; 15:30-16:45; 17:00-18:15; 15:30-16:45;
Civil Engineering Am. Government Construction Am. Government
17:00-18:15
Construction
Aber mal zum Anfang:
Ich besuche dieses Semester die Kennesaw State University.
Wie der Name schon verrät liegt die Uni in Kennesaw Georgia etwa 30 min von Atlanta entfernt. Zur Zeit studieren circa 35 000 Studenten an der Universität.
Der Unterricht findet verteilt auf zwei Campussen statt. Glücklicherweise verfügt die Uni über einen sehr gut organisierten Busverkehr. Dem sogenannten B.O.B, dieser steht für BigOwlBus. Mit einer App kann man die Busse in Echtzeit auf dem Handy verfolgen und kann dadurch immer sehen, wann der Bus welche Station erreicht.
Der ganze Campus verfügt außerdem über unglaublich zuverlässiges und stabiles Wlan, zugänglich für alle. Neben diversen Book Stores gibt es auch Fastfood Restaurants wie Panda Express, Chick-a-Fillet oder Starbucks auf dem Campus.
Neben diesen Möglichkeiten, gibt es außerdem eine vielfältig ausgestattete Dining Hall, in welcher ich ein Abo besitze. Neben Pizza, Pommes, Burgern und weiterem klassischen Fast Food gibt es dort auch die Möglichkeit sich einen Wrap zusammen zu stellen oder etwa sich eine Combo aus Gemüse, Nudeln und so weiter im Wok frisch zubereiten zu lassen.
Selbstverständlich gilt: All-you-can-eat-and-drink!
Meine Kurse halten mich in der Woche wirklich auf Trab. Nicht nur, dass ich jeden Tag Sport mache, sondern, dass auch der Content manchmal schwer zu verstehen ist. Gerade in den technischen Kursen wird sich viel Fachvokabular bedient, welches mir natürlich noch sehr fremd ist. Erschwerend kommt in beiden technischen Kursen hinzu, dass diese nicht von Muttersprachlern gelehrt werden. Beide Dozenten haben arabische Wurzeln mit stark ausgeprägten Akzenten, was mir zum Teil wirklich Schwierigkeiten beschafft. Beruhigend hierbei ist allerdings, dass die Jungs aus meinem Kurs (Muttesprachler!) auch Probleme haben.
Alles in allem sind die Tage hier sehr lang und sowohl körperlich als auch mental sehr anstrengend. Ich wechsele jeden Tag hunderte Male von der deutschen in die englische Sprache und umgekehrt und manchmal sogar noch ins französische. Lustigerweise scheint sich mein Englisch dem der hier lebenden Amerikaner schon sehr gut angepasst zu haben, da ich hin und wieder doch für eine Amerikanerin gehalten werde.
Nach einer guten Woche warten, kam am Freitag auch meine heiß ersehnte Social Security Card an, sodass ich Samstags direkt meinen theoretischen Führerschein Test machen konnte.
Unterschiede beim Beantragen des Führerscheins zu Deutschland:
-Augentest kann direkt da gemacht werden
-Bild wird dort gemacht
-der theoretische Test kostet nur 10$
Ähnlichkeiten zu Deutschland:
-die Mitarbeiter sind genau so kompliziert und umständlich
-vieles hängt am Sachbearbeiter und dessen Laune
Nach dem bestandenen Test hätte ich die Möglichkeit gehabt meine praktische Prüfung direkt abzulegen. In Anbetracht der Tatsache, dass mein Hostdad Deloss und ich mit seinem 12-Sitzer gekommen sind, habe ich auf diesen Versuch verzichtet.
Einen Termin für den praktischen Road Test muss man online ausmachen. Meine Hoffnung, bald mobil zu sein war mit dem aufrufen der Seite allerdings so gut wie erloschen. Der nächste freie Termin in meiner Nähe sollte Mitte Oktober sein. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt. Das ständige Updaten der Seite hat Wirkung gezeigt, als ein Termin am Dienstag dieser Woche aufblinkte. Flott auf buchen gedrückt und schon hatte ich einen Termin zur praktischen Prüfung.
Am Dienstag Morgen um halb 9 war dann, wohlwissentlich dass ich meinen Ballet Unterricht verpassen würde, meine praktische Fahrprüfung. Anders als in Deutschland werden die Fahrprüfungen in den Privatwagen der Prüflinge oder der Eltern abgehalten. In meinem Fall in dem Toyota Prius von Valerie. Als sich meine Prüferin bei mir mit dem Namen Tasmania vorstellte, schwante mir schon Böses. Sie wies mich darauf hin, welches Verhalten zum Abbruch der Prüfung führen würde und das während der Prüfung nicht gesprochen würde. Nachdem sie mir erklärt hatte, dass ich parallel in eine Parklücke musste, setzte bei mir die Nervosität ein. Nach meinem 3. gescheiterten Versuch in die Parklücke zu kommen (ohne jegliche Sensoren in eine mit kleinen Pylonen abgesteckte Parklücke) dachte ich schon es sei vorbei, als sie mir ins Lenkrad griff und mich mit den Worten „I’m gonna help you Babygirl I know you’re nervous“ in die Parklücke dirigierte. Es folgte eine rückwärts Parkübung gefolgt von einem Road Test mit ungefähr 50 Stoppschildern, bis sie mich zurück auf das Gelände der Führerscheinstelle lotste und mir mitteilte, dass ich mit 90% bestanden hätte. Man braucht nur 75% um zu bestehen, nur als kleine Info am Rande. Das Ablegen der praktischen Prüfung kostet eine Gebühr von 20$. Sollte man durchfallen, so kann die Prüfung direkt am nächsten Tag wiederholt werden.
Danach begann meine kleine persönliche Tragödie der Woche.
Meine 1L Wasserflasche hat sich in der Tasche gelöst und meine komplette Tasche unter Wasser gesetzt. Neben meiner Hausaufgaben wurde auch mein geliebtes MacBook überschwemmt. Nachdem ich das realisiert hatte, orderte ich mir sofort einen Uber, welcher mich zu einem Repair Shop für Apple Produkte brachte. Die freundlichen und sehr mitfühlenden Mitarbeiter des Ladens machten sich direkt daran, meinen Laptop auseinander zu schrauben, um ihn vor weiteren Wasserschäden zu schützen. Noch im Laden zeichneten sich Wasserflecken auf dem Display meines MacBooks ab und sowohl die Lautsprecher als auch die Touchbar schienen nicht mehr zu funktionieren.
Doch ich hatte Glück im Unglück: Mein Macbook läuft wieder und bis auf zwei mittelgroße Wasserflecken auf dem Bildschirm und einer defekten Shift Taste ist alles in bester Ordnung!
Am Abend dieses sehr aufregenden und anstrengenden Tages erwartete Valerie mich mit einem „Comfort Dinner“. Sie hatte mir eins meiner liebsten Gerichte gekocht: Kartoffelpüree mit Mais und Bohnen.
Auch der ständige Kontakt zu den mir wichtigsten Personen in Deutschland hat mir beim bewältigen dieser Situation sehr geholfen.
Dienstags Morgens fuhren Deloss und ich ins Tag Office um mein Auto anzumelden. Einen Anruf bei meinem Versicherungsagenten und ein Griff ins Regal voller vorgedruckter Nummernschilder später war mein Auto angemeldet! Freiheit !