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Bach und Mozart in Montana

Man kann wohl sagen, dass ich sehr viel Glück mit meiner Platzierung habe, besonders nach dem heutigen Tag! Ein ehemaliger Arbeitskollege von meinem Gastvater Dwight, ist ebenfalls sehr interessiert an Austausch zwischen Nationalitäten und hat spontan angeboten mich zu einem klassischen Konzert mitzunehmen. „Tippet Rise Art Center“- hier sollte das Konzert, anderthalb Stunden von Billings entfernt, stattfinden. Da ich bisher die Erfahrung gemacht habe, zu allem Ja zu sagen, viele Möglichkeit birgt etwas Neues kennenzulernen, entschied ich mich mitzukommen. Am Sonntag, direkt im Anschluss an die Kirche fuhr ich mit John, dem ehemaligen Arbeitskollegen von Dwight, los Richtung Westen. John ist Anfang 70 und leitet neben seines Ruhestandes die Finanzen des „Yellowstone Art Museum“ in Billings. Generell hat er eine Affinität für Geschichte, Kunst und Musik. Bei Abfahrt wusste ich ehrlich gesagt kein Stück was mich erwartet, da ich weder Zeit hatte mich vorher noch darüber zu informieren, noch Dwight oder Jim etwas über das Konzert wussten. Während der Fahrt ergab sich Stück für Stück, dass die Konzerttickets gratis sind, es jedoch ein exklusives Event ist, bei dem man so gut wie keine Chance hat Tickets zu ergattern. John hatte nur durch Zufall bei seinem Ansprechpartner in der Bank zwei Karten bekommen können. Ich habe mich natürlich auch gefragt, warum er ausgerechnet mich mitnimmt, aber sein Ehemann musste wohl arbeiten und er wollte gerne Kontakt zu einem deutschen Studenten aufnehmen. Er kennt Europa fast besser als ich und ist schon mehrfach in Deutschland und einigen europäischen und afrikanischen Ländern gewesen.

Nun zum Wesentlichen:

Das Tippet Rise Art Center ist ein Kunstzentrum auf einer 12.000 Hektar großen Ranch im Süden von Montana, nördlich des Yellowstone-Nationalparks. Weit und breit sind Wiesen, Hügel und vor allem Stille. Ich konnte zwar ein paar Bilder machen als wir ankamen, allerdings empfehle ich das „Tippet Rise Art Center“ einmal bei Googel-Bilder anzuschauen!! 🙂 Auf dem ganzen Gebiet stehen Skulpturen, Bauwerke und künstlerische Gebilde verteilt, die per Rad, Golfkart oder zu Fuß zu entdecken sind. Es ist also mehr wie ein zerstreutes Kunstmuseum in der Natur! Es gibt zwei Bühnen für die Musiker, einmal die Haupthalle und einmal einen riesigen Felsen unter den ein ganzes Orchester und bis zu 100 Personen Platz haben (die Akustik soll dort phänomenal sein!). An der Stelle kurz: ich musste manche Sachen aus dem Prospekt abfotografieren, da wir keine Tour über das ganze Center gemacht haben.

Felsen und Bühne „The Domo“
„The Olivier Music Barn“ und Hauptspielort
Eine der vielen Skulpturen

Im „The Olivier Music Barn“ fand unser Konzert nun statt. Zwischen 100-150 Personen passen insgesamt in den Saal, der völlig auf exzellente Akustik ausgerichtet ist. An den Wänden hängen bestimmte Skulpturen, die so konstruiert sind, dass der Schall in bestimmte Richtungen gelangt. Der ganze Raum ist ausgestattet mit Mikrofonen an den Decken und Wänden und zig Musikboxen. Handynutzung war ab Einlass strikt verboten, ein Foto konnte ich allerdings noch schnell machen 😀 .

Ja, wir saßen auf äußerst bequemen Regie-Stühlen!

John und ich nahmen in der zweiten Reihe Platz. Neben uns das Kamerateam und zwei Meter vor uns die Musiker. Leider kann man nicht sehen wie einmalig und wunderschön der Blick in den ersten Reihen ist. Wenn man durch das große Fenster im Hintergrund des Flügels schaute, schien es, als hing dort ein Gemälde. Das Gebäude wurde so konzipiert, dass das Publikum die grüne, hügelige Wiesenlandschaft und im Hintergund die schneebedeckten Berge sieht! Unfassbar schön! Das hat das ganze Erlebnis einzigartig und den Auftritt noch viel schöner wirken lassen! Tja, leider bin ich aber auch Kulturbanause und muss zugeben, dass ich nach dem ersten Piano-Auftritt (ein Stück von Johann Sebastian Bach) etwas müde wurde und mit den Gedanken abschweifte 😀 . Die dafür sehr energisch gespielten Violinen und etwas schrille Klarinette konnten mich aber zurück ins Geschehen holen. Da waren Töne dabei, die ich nie zuvor gehört habe und manchmal als Laie auf dem Gebiet dachte, „Da hat sich aber jemand verspielt!“. Die ein oder andere Melodie kam mir aber doch bekannt vor und es machte wirklich Spaß zuzuhören, den Musikern genau auf die Finger zu schauen und den Ausblick auf die Berge zu genießen. Man war so nah dran, dass man die extrem konzentrierten Violinen-Spieler durch die Nase atmen hören konnte. Es gab kein Mucks, kein Husten, kein Niesen, kein Aufstehen im Raum, bis ein einzelnes Stück vorbei war und den Akteuren mit Standing-Ovations Wertschätzung entgegen gebracht wurde 🙂 . Am besten hat mir das Quartett am Ende des Konzerts gefallen, dass mit zwei Violinen, einem Cello und der Begleitung des Pianos ein Stück von Wolfgang Amadeus Mozart spielte! Deutsches und österreicherisches Kulturgut in den USA :D, einmalig! Ich bin John total dankbar, dass er mich dort hin mitgenommen hat!

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