
Lesedauer: 6 Minuten
Zeitraum: 13.09.2019 – 30.09.2019
Seit knapp zwei Monaten lebe ich nun schon im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine Zeit, die ich definitiv nie wieder missen möchte. Ich genieße wirklich jede Sekunde und bin einfach nur happy hier sein zu dürfen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es auf der Welt genügend Menschen gibt, die sich aus anderen Gründen auf die Reise machen. Die Uhren scheinen hier etwas langsamer zu ticken und auch wenn es immer viel zu tun gibt ist es nicht so hektisch wie in Deutschland. Es bleibt dabei, dass ich jeden Tag aufs Neue begeistert bin wie herzlich und offen die Menschen hier sind. Meiner Meinung nach sollten wir Deutschen uns von dieser Gastfreundlichkeit einiges abschauen.
Mein Alltag ist immer noch ziemlich entspannt. Drei Tage die Woche College, Hausaufgaben und Reden schreiben, Soccer Training mit den Kiddos, Trips nach hier und da und bei gutem Wetter unsere legendären Lake Days. Langsam beginnt die Halloween Zeit!

Was habe ich die letzten Wochen erlebt?
Angefangen bei Kathis Geburtstag am 13. September: Zusammen mit Kathis Mama in Deutschland haben wir einen super schönen Tag geplant. Nach einem leckeren Mittagessen in einem hippen Restaurant Lawrenceville, IL haben wir bei Kathi am Lagerfeuer bei schöner Country und Rock Musik Hot-dogs (nicht Moe) und S’mores gemacht. S’Mores. Klingt komisch, schmeckt ganz lit und funktioniert wie folgt: Man nehme zwei Leibnizkekse und platziert einen Marshmallow und ein großes Stück Schokolade dazwischen. Der Höhepunkt war dann beim klarsten Sternenhimmel, den ich je gesehen habe, auf der Ladefläche eines Trucks zu nächtigen! Bucket-List Check! War ein super cooler Geburtstag! Haben wir super geplant, Gabi!





Am nächsten Tag haben Kathi und ich ehrenamtlich bei einem Music Festival in Effingham, IL (ca. eine Stunde nördlich von Olney) gearbeitet. 8 Volunteer Stunden und das Erlebnis eines alternativen Festival in den USA kamen dabei raus. Hier wird übrigens weniger Elektro Music (Techno, Goa, Hardstyle) gehört sondern eher Blues, Jazz und Country, aber auch in einem hippy ähnlichen Style. Am seltsamsten war, dass die Menschen nicht im Stehen getanzt haben sondern im Sitzen auf ihren Camping Stühlen. 😀 Das wir auch Klos putzen mussten lass ich hier mal unkommentiert stehen.

Gegen Abend haben wir dann den Rest der berühmt berüchtigten Olney Crew getroffen und haben uns zwei Horrorfilme (Es 2 und Annabelle) in einem Drive-In Movie angeschaut! American Experience overload! Also mit Decken, Kissen und Getränken auf einer Truck Ladefläche den Film auf einer riesen Leinwand verfolgt. Erst beim schönsten Sonnenuntergang der Welt (welcher hier bei uns in Mid-West ist :P) und dann bei Sternenhimmel. Der Ton kommt übrigens immer aus dortigen Lautsprechern und aus dem Autoradio, wofür man vorher die Frequenz gesagt bekommt.




Außerdem folgten schöne Lake Days mit einigen amerikanischen Buddies die wir kennenlernen konnten. Wir sind also nicht nur deutsche Eigenbrötler die immer unter sich bleiben. Gerade die Bars laden ein um junge Menschen kennen zu lernen.
Letztes Wochenende sind wir dann Richtung Southern Illinois und Kentucky gedüst um ein Amisch County zu besichtigen, den Ohio mit einer kostenlosen Autofähre zu überqueren und dann im Shawnee Nationalpark wandern zu gehen. Im Nationalpark war auch ein Pound (Teich) wo wir uns reingestürzt haben.











Am folgenden Tag sind wir dann zwei Stunden mit dem Auto zum College Football zu Illinois größter University nach Champaign gefahren. Ins Stadium passen 60,000 Menschen und es ist zusammen mit der NorthWestern University Illinois‘ bestes College Football Team. Leider haben die Illini gegen Nebraska 38-42 verloren. Darn it! Höhepunkt war allerdings das Tailgaiting vor dem Spiel. Ellis Eltern haben Freunden Bescheid gesagt, dass vier hungrige und durstige Deutsche auf dem Weg zum Spiel sind. Dort angekommen gab es Verpflegung und interessante Gespräche. Tailgating ist so etwas wie Vorglühen vor dem Spiel. Man trinkt, grillt und isst gemeinsam bevor man sich das Spiel anschaut. In Amerika heißt das aber fette Wohnwagen mit Fernsehern, Grills und Bierzelt Garnituren. Und Bier muss immer schön gecovert werden! Der Moe hat sich übrigens nur ein Bier fürs Foto dazugestellt, da er mit 19 Jahren underaged ist und somit in den USA keinen Alkohol trinken darf!





Sonntag habe ich dann gebabysittet und auf meine drei Lieblinge aufgepasst. Danach war noch Opas Geburtstag hier, welcher erst 61 Jahre alt geworden ist! Hierzulande wird früher geheiratet und für Nachwuchs gesorgt. Opa hat sich übrigens immer wenn er zum Geburtstag angerufen wurde mit „Go Cardinals“ gemeldet, so witzig. 😀 Aktuell sind nämlich die entscheiden Spiele gegen den Erzrivalen, die Chicago Cubs, um den Einzug in die Playoffs. Nach dem obligatorischen Danke kam dann schon die Frage „Did you watch the Cardinals Game?“ Baseball ist hier eine eigene Religion! Am 29.09.2019 war es dann soweit! Die St. Louis Cardinals gewinnen 9-0 gegen die Chicago Cubs und ziehen in die Playoffs ein! WUHU!

Dieses Wochenende stand das nächste Großereignis an: Chicago. Von Olney eine Stunde nach Effingham gedüst und dort in den Zug („Amtrak“) eingestiegen. 100000 Maisfelder und 4 ½ Stunden später standen wir dann in Amerikas drittgrößter Stadt, die im ländlichen Illinois eher einen mäßigen Ruf besitzt. Im Amtrak saßen wir übrigens alle neben Sträflingen, die in Southern Illinois einsitzen und ihre Familien in Chicago besuchen fahren – Prison Break Feeling bei orangenen Overalls. In der Metropolregion Chicago leben ca. 10 Millionen Menschen, laut vielen Zungen hat Chicago Amerikas schönste Skyline (Sorry NYC bleibt No. 1), Barack Obama prägte die Stadt maßgeblich mit, Chicago Ort und Heimat von den Bears (Football) und den Cubs (Baseball). Vor allem letztere sind super unbeliebt in Olney, welches Cardinals Territorium ist. Go Cardinals!
Während die anderen Internationals aus dem Süden Illinois im Hostel in Downtown untergebracht waren haben sich Astrid, Kathi, Elli, Moe, Momo und ich ein Airbnb in Chinatown gemietet.
Das Wetter war chicago typisch. Regnerisch, windig und grau. Direkt am Lake Michigain gelegen ist es oft vom kalten Nordwind heimgesucht! Tückisch sag ich euch! Vor allem wenn freundliche Autofahrer keinen Wert darauflegen ob beim Durchfahren von Pfützen Fußgänger nass gemacht werden oder nicht…



Am ersten Tag sind wir durch Downtown gesteppt und zum Navy Pier gelaufen. Der Navy Pier war früher Umschlagspunkt für die Schiffsfahrt und ist heute Vergnügunspark. Danach gab es noch ne typisch Deep Dish Pizza a la Chicago Style und wir haben Cloud Gate („The Bean“) bei Gewitter besucht.





Am nächsten Tag stand ein Besuch im historischen Field Museum an, welches direkt beim Bears Stadium, dem Soldier Field liegt. Gegessen wurde übrigens stetig bei Panda Express, da eine gewisse Person bereits Suchtpotential entwickelt hat. Wenn man in einer Gruppe von sechs Leuten unterwegs ist bleiben Konflikte und leichte Spannungen nie aus. So auch bei uns. Sei es um den Ort des Mittagessens, die Wahl des Transportmittels oder der Zeitpunkt zur Heimreise.
Was ich aber bewundernswert finde ist, dass wir immer keine halbe Stunde nach unseren Streits alle gemeinsam darüber lachen können. Ich bin echt happy so eine tolle Truppe an meiner Seite zu haben, mit denen ich mittlerweile bestimmt eine Trillion Insider Witze teile. #Stimmungistgut
Ach ja! Basti Schweinsteiger, den alten Schlingel, habe ich leider nicht treffen können (trotz mehrfachem Kontaktversuch meinerseits). Der gute Herr hat es wohl vorgezogen in Toronto nen bisschen rum zu kicken anstatt mit mir abzuhängen. Naja next time Basti! Mia san Mia! Gerüchten zufolge hängt sein Announcement zum Karriereende übrigens direkt mit mir zusammen! Es hat es zeitlich einfach nicht gepackt seinen alten Kumpel Niko auf einen Kaffee einzuladen. Das wird sich bald ändern!


Daraufhin waren wir noch im Grant Park am herumstolzieren, shoppen, haben Verstecken und Fangen im Trump Hotel gespielt und sind dann mexikanisch essen gewesen. Nicelyerweise haben wir noch drei andere PPP’ler aus dem Norden Illinois getroffen. Mit Isi, Louisa und Philipp (mit einem L und doppel P) wurde noch ein wenig über die gegenseitigen bisherigen Erfahrungen gequatscht, wobei wir alle zum gleichen Schluss kamen: PPP is the best thing that ever happend to us. Auch wenn immer wieder Probleme auftreten können ist dieses Jahr einfach unbezahlbar. Leute – bewerbt euch!






Sonntag Morgen sind wir dann durch Chinatown gestolpert, waren chinesisch essen (OMG SHRIMP DUMPLINGS WERDEN IMMER MEIN LIEBLINGS FOOD BLEIBEN) und haben dann ein Water Taxi Richtung Downtown genommen – absolut empfehlenswert. Da uns der Aufstieg auf den Willis Tower zu teuer war und außerdem meine Kreditkarte aufgrund von Betrugsverdacht gesperrt wurde sind wir dann zur Union Station gewackelt (ich benutze immer komische Wörter um das Wort laufen zu umGEHEN gel?). Oh nein ich darf mir diese komischen Füllwörter und Dialekte der anderen nicht angewöhnen. Moe und Elli sprechen NET wie wir Norddeutschen sondern faseln manchmal schon diffuses Zeug. (Es schickt, Wanstreißen, querch …).



Elli hat sich zum Einschleimen bei ihren Eltern übrigens eine Chicago Bears Mütze gekauft. Mein Host Dad hat mir streng verboten auch nur in Kontakt mit Bears Fans zu kommen! Also… Danke Elli!

Die Bears haben zwar an dem Wochenende zuhause gespielt, allerdings erst Sonntagnachmittag, wo wir schon wieder im Zug Richtung Southern Illinois saßen.
Good to know:
- Ich habe jetzt wieder Snapchat, da das hier einfach sooooo ein riesen Ding ist. Whatsapp und Instagram nicht so groß wie in Deutschland – snapchat dafür umso größer. Außerdem ist so ziemlich jeder auf Facebook und die Hemmschwelle etwas zu posten auch nicht so groß wie in Deutschland. Meine Daten können gestohlen werden und meine Bilder sind dann für immer im Internet bla bla bla…
- Ich bin vermutlich brauner als je zuvor in meinem Leben. Selbst drei Wochen Kanaren haben mir nicht die Mid-West Bräune gebracht, die vor allem im Nacken erkennbar ist. Aufgrund dessen nennt man die Menschen hier teilweise auch „red necks.“
- Ich habe letztens FAST ein weißes Eichhörnchen überfahren, was vergleichbar mit dem Öffnen der Büchse der Pandora ist.
Auto
Mit meinem Auto muss ich mich zwar noch an die hiesigen Speedlimits gewöhnen aber das wird schon. Innerorts gelten 30 miles per hour (ca. 50 km/h), on highways (Landstraßen) 55 miles per hour (88 km/h) and interstates (Autobahn) haben 70 miles per hour (113 km/h).
Eine Mile entspricht also 1,61 Kilometer.
Ich vermisse schon so schnell zu fahren wie es die Karre hergibt, vor allem wenn vor dir auf dem Interstate weit und breit kein anderes Auto fährt. Zum Thema Verkehrsregeln ist noch zusagen, dass hier sehr großen Wert auf das Anhalten an Stop-Schildern gelegt wird, welche es hier an jeder Straßenecke gibt. Es ist erlaubt bei roten Ampeln rechts abzubiegen und im State Illinois sind U-Turns strengstens verboten!
Soccer Coach:
Viele haben mich gefragt ob ich hier auch selber einen Mannschaftssport betreibe. Leider ist es nicht möglich auf Collegeebene Fußball oder Football zu spielen, da einfach kein Angebot besteht. Lediglich Basketball (zu klein) und Baseball (noch nie gespielt) werden angeboten. Außerdem spielen da nur so Boys mit die Scholarships haben. Somit bleibt mir lediglich Joggen, Football und Fußball spielen im Garten und das lokale Gym.
Als Coach bin ich zwei bis dreimal die Woche im Einsatz. Meine Kiddos sind acht bis neun Jahre alt und spielen teilweise schon echt gut zusammen. Oftmals muss ich den anderen Coaches und Schiedsrichtern allerdings die Regeln erklären und man merkt schon, dass Soccer hier stark vom Football geprägt ist. Klare Abgrenzung von Offensive und Defensive, Kick-off ist kein Pass zum Mitspieler sondern man bolzt die Kugel zum Gegner (vergleichbar mit dem Punt beim Football). Interessant ist noch, dass Kopfbälle erst mit 13 Jahren erlaubt sind. 😀 Bei uns im Lande lernen die Kids Grätschen aufem Ascheplatz und hier darf man erst ab 13 Jahren köpfen…
Alles in allem ist es einfach schön zu sehen wie die Kiddos Fortschritte machen und von Spiel zu Spiel besser werden.

College:
Im College erkennt man den Unterschied zwischen Deutschen und Amis immer daran, wie viele Klamottenschichten sie tragen. Während Amis da in Shorts und Shirt sitzen ist mir immer SOOOO arschkalt. Jeans und dicker Sweater ist das Minimum. Draußen ziemlich heiß – im College arschkalt dank Air Conditioning. Ansonsten ist es pretty releaxed. Meinen Kurs „Political Assassinations“ habe ich übrigens „gedropt“, also abgewählt und dafür „Composition“ gewählt. War vielleicht nicht die beste Entscheidung im Nachhinein aber immerhin verbessere ich nun mein schriftliches Englisch.
Sonstiges:




Danke für’s Lesen!
Stay tuned guys,
euer Niko