Mein ökologischer Fußabdruck ist in den letzten Monaten aufgrund von fast ausschließlichem Fleischkonsum und dem Überwinden kürzester Distanzen mit meiner 3,5-Liter-V6-Motor-Scheese vermutlich ins Unermessliche gestiegen, weshalb Inlandsflüge nicht mehr allzu viel Schaden anrichten.
Der Midwest ist so langsam erkundet (ein paar Staaten fehlen noch, aber die kommen in den nächsten Wochen dran), und das Arbeiterleben ist schon in greifbarer Nähe – einige werden sicherlich auch am Wochenende arbeiten müssen, weshalb Trips im nächsten Jahr eher schwierig werden. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, mal irgendwo hinzufliegen.
Von Seattle war schon länger die Rede, aber bis dann endlich Flüge und Hotel mit Amex und Premium-Booking-Account gebucht wurden, hat es doch etwas gedauert. Um möglichst viel vom Wochenende zu haben, haben wir den frühsten Flug hin und den spätesten Flug nach Hause genommen. Olney hat keinen öffentlichen Flughafen, also mussten wir uns zwischen Chicago, Indianapolis oder St. Louis entscheiden – unsere Wahl fiel dann schließlich auf das etwa zweieinhalb Stunden entfernte St. Louis. Beim Buchen waren wir noch jung und dumm, und haben den Hinflug um 6:00 Uhr morgens und den Rückflug um 6:00 abends gebucht.
Donnerstag morgen ging es dann also los, und nach ungefähr einer Stunde Schlaf hat Mo um 1 Uhr angefangen, uns alle abzuholen. Mo durfte fahren, weil er das größte Auto hat – verbraucht aber auch doppelt so viel als alle anderen. Nachdem Rucksäcke und Koffer im Kofferraum verstaut waren (Rucksack packen war gar nicht mal so easy, schließlich waren wir für 5 Tage weg, und man musste Größen- und Gewichtsvorgaben einhalten – sonst waren wir immer nur mit unseren Autos unterwegs und konnten einfach 5 Notfalljacken und 3 Paar Schuhe in den Kofferraum legen) ging es dann ohne auch nur einmal 1mph zu schnell zu fahren nach St. Louis: „Ich fahr nicht schneller, wenn da 55 steht, fahre ich auch 55 – ihr könnt gerne speeden, aber ich mache das nicht!“. Ok, Mo. Alle sagen, dass man noch ungefähr 9mph schneller fahren darf, bevor man eventuell Ärger bekommt, aber dann lassen wir uns halt von LKWs überholen.
Aufgrund dieser Sturheit und kleineren Problemen beim Kreiselausfahrtnehmen waren wir nicht wie empfohlen 2 Stunden vor Abflug am Flughafen, sondern eher nur eine. Dank Online-Check-in (nicht bei Kathi, die hat mal wieder ne Extrawurst gebraucht und musste an den Schalter), und gutem Orientierungssinn aller anderen außer mir, waren wir dann aber doch relativ schnell am richtigen Gate. Leider war es zu früh, es gab so gut wie nichts zu essen.
Zu diesem Zeitpunkt, hatten wir noch keinen Mietwagen für unsere Trips in und um Seattle. Zwar hatte ich schon Wochen vorher damit genervt, dass Momo mal mit seinen Amex-Vorteilen was buchen soll, aber „das hat ja noch Zeit.“ Aber ups, am Abend vorher hieß es dann plötzlich „ja, jetzt ists zu spät, ich kann nicht mehr online buchen“. Nach einigen Telefonaten noch während des Boardings hatten wir dann wenigstens schon mal Angebote.
Schon Tage vor Abflug gab es Streitigkeiten, wer denn am Fenster sitzen darf, wer aufgrund Altersleiden am Gang sitzen muss und wer eh nur schläft und deshalb keine Rechte hat. Schlussendlich hat dieser Kampf bis ins Flugzeug angehalten. Wir hatten Sitze ganz hinten im Flugzeug, waren also die allerletzten, die eingestiegen sind, und siehe da – da waren noch ungefähr 6 Reihen frei. Jeder hatte also drei Sitze für sich und konnte schlafen, das supertolle W-lan mit Sky-Angebot nutzen oder 4 Stunden lang aus dem Fenster schauen. Das 4 Stunden lang aus dem Fenster schauen klingt erstmal nicht so aufregend, war es aber definitiv! Als wir um kurz nach 6 über den Wolken waren, ist so langsam die Sonne aufgegangen. Das war wunderschön. Was aber noch cooler war: Wir haben ja quasi fast einmal die USA durchquert, haben also von oben fast den ganzen Norden gesehen.
Beim Überfliegen von Missouri, Nebraska, South Dakota, Wyoming, Montana, Idaho und schließlich Washington State haben wir also erst noch mehr Ödland als in Illinois, riesengroße runde Felder (habe gelernt, das ist einfach für die Bauern zu bewässern), und am Ende schließlich Berge, Wälder und vor allem Schnee gesehen.
Wir sind dann nach etwa 4 Stunden Flug gegen 8 Uhr Ortszeit angekommen (ich struggle dann immer ein bisschen damit, ob meine Uhr schon umgestellt ist, oder nicht) und mit der Bahn Richtung Downtown gefahren und von dort noch ne halbe Stunde zum Hotel gelaufen.
Als wir dann gegen 10 im Hotel waren, und glücklicherweise schon unser Zimmer beziehen durften, waren wir schon über 11 Stunden wach, und trotzdem lag noch der ganze Tag vor uns. Dank wunderbar ausführlichen Hotelbewertungen meinerseits auf booking.com bekomme ich da immer mal Rabatte, weshalb wir uns laut Google ein luxuriöses 4 bis 5-Sterne-Superior-Hotel direkt neben der Space Needle leisten konnten. Dank 5, bzw. teilweise 6 Leuten in einem Zimmer, war das dann aber die günstigste Variante. Nach Aufteilung der Betten („Nein, ich schlafe nicht wieder auf dem Sofa, ich habe jetzt schon zwei mal auf dem Schlafsofa geschlafen“) hieß es dann erstmal die Stadt erkunden. Auf dem Weg zum Wasser haben wir dann ein Restaurant gefunden, das sich als deutsches Döner-Restaurant deklariert hat. Zum Frühstück haben wir also in Amerika in einem deutschen Restaurant türkischen Döner made by Asiaten gegessen – das nenn ich mal multikulti! Als Nachtisch gab es süßen Cannabis-Duft vorbeigehender Leute, denn in Washington State ist Cannabis legal – in Illinois ab Januar übrigens auch, dann boomt die Wirtschaft bestimmt.
Das Wetter war nicht so gut (Seattle liegt am Wasser und hat durchschnittlich 300 Regentage im Jahr), weshalb wir uns dafür entschieden haben, ins Museum zu gehen. Der Grund warum ich schon immer mal nach Seattle wollte, ist aber Nirvana, weshalb ich mich dazu entschieden habe, ins Museum für Popkultur anstatt wie die anderen ins Wissenschaftsmuseum zu gehen. Neben Ausstellungen über Horror- und Horrorfilme, Videospiele und Fantasyfilme (eigentlich gab es hauptsächlich Filmrequisiten zu sehen), gab es eine riesen Ausstellung unter dem Motto „Taking Punk to the Masses“. Pearl Jam, Soundgarden, Alice in Chains, die Foo Fighters, aber vor allem Nirvana sind dabei nicht zu kurz gekommen. Da schlägt doch das Herz jedes Grunge-Fans für einen kurzen Moment höher! Vielleicht sollte ich doch nochmal versuchen, Gitarre spielen zu lernen. Grunge wird auch als Seattle-Sound bezeichnet (weil dort „erfunden“), wer weiß, vielleicht gibts ja bald den OUB-Sound.
Die Jungs waren noch im anderen Museum (uns haben sie gesagt, es wäre ultra cool gewesen, aber wir haben mitbekommen, wie sie gesagt haben, dass es sich gar nicht gelohnt hat), weshalb Kathi und ich uns mit E-Bikes (in Seattle gab es keine E-Roller) in Richtung Downtown gemacht haben, wo wir uns dann am Pike Place Market wieder mit den anderen getroffen haben. Das ist einfach ein Markt nahe dem Wasser, der dafür bekannt ist, dass die Händler alle paar Minuten Fisch quer durch die Hallen werfen. Ich wusste nicht, warum die so rumschreien, und bin einfach weitergelaufen, und habe nur knapp die Berührung mit einem toten Fisch verpasst – ich wäre ausgerastet, das ist so eklig! Kauft die eigentlich noch jemand?
Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die Gum Wall (Kaugummiwand). Was eklig klingt, sieht zwar cool aus, stinkt aber fürchterlich. Seit Anfang der 90er kleben Menschen ihre Kaugummis an die Wand und das ganze wurde erst einmal in 2015 gereinigt. Widerlich!
Amazon hat seine Zentrale in Seattle, weshalb halb Seattle aus Amazon Gebäuden besteht. Auch findet man dort Amazon Spheres (hab nicht ganz verstanden, was das sein soll, scheint aber ziemlich bekannt zu sein: Das Ganze ist irgendwie ein Wintergarten, in dem die Amazon-Mitarbeiter ihre Pausen verbringen können). Und als wäre das noch nicht genug, war nebenan der erste Amazon Go Store. Nein, das ganze ist kein riesen Lager, in dem man sich wie bei IKEA verläuft und lauter unnützes Zeug kauft, sondern eine Art kleiner Lebensmittelladen. Um reinzukommen, braucht man die Amazon-Go-App. Nachdem man damit durchs Drehkreuz gekommen ist, schnappt man sich einfach die Lebensmittel, die man haben will, und verlässt ohne zu Zahlen das Gebäude. Wie man bezahlt? Mehr oder weniger mit seiner Freiheit und seinem Leben, denn sobald man durch das Drehkreuz gelaufen ist, wird jede noch so kleine Bewegung von unzähligen Kameras und Sensoren aufgezeichnet. Sobald man etwas nur aus dem Regal nimmt, wird es in den imaginären Einkaufswagen gelegt und beim Verlassen bekommt man die Quittung auf sein Handy. Würde man also einer alten Dame helfen, etwas aus dem obersten Regal zu holen, würde das Ganze nicht der Omi, sondern dem, der geholfen hat, berechnet werden…
Nach einem leckeren Abendessen (ich habe 1,5kg Nudeln aufgrund zu kleiner Töpfe auf 4 mal in unserer schnuckeligen Suite gekocht) und dem ersten Bacardi-O seit über drei Monaten (Bacardi ist hier relativ günstig, kostet fast so viel wie die Gallone O-Saft, bzw. die Gallone O-Saft ist fast so teuer, wie ne Flasche Bacardi) kam Tim vorbei. Tim ist auch PPPler und wohnt etwa 3 Stunden südlich von Seattle somewhere in Portland, Oregon, und hatte vor, den nächsten Tag und die nächsten Nächte mit uns zu verbringen. Wir vermieten unser eigenes Hotelzimmer, ich würde sagen, das ist clever.
Das Planen ist immer so ne Sache. Ich nenne mal keine Namen, aber meistens gibt es mich und noch jemanden, die sich Gedanken darüber machen, was man denn an den verschiedenen Orten so machen könnte. Ich hatte mir meinen Seattle-Trip ein bisschen Nirvana-lastig vorgestellt (Musiktourismus at it’s best), und weil keiner was dagegen gesagt hat, beziehungsweise keiner nachgeschaut hat, was denn der Viretta-Park ist, und es somit keine Einwände gab, sind wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück (bestes Frühstück seit ich hier bin) dorthin gefahren. Der Park ist neben dem Haus, in dem Kurt Cobain (Sänger von Nirvana) zuletzt gelebt bzw. tot aufgefunden wurde. Der Park war ungefähr so groß wie der Tante-Emma-Laden in jedem Dorf, und selbst ich hatte mir bisschen mehr darunter vorgestellt. Letztendlich standen da dann zwei Bänke, auf denen Nirvana-Fans Songzeilen verewigt hatten. Das war das Uber ehrlicherweise nicht wert. Aber der nächste Punkt an dem Tag war es auch nicht: die University of Washington. WARUM müssen wir uns immer Unis anschauen? Und vor allem deren Büchereien? Das macht so neidisch! Bildung in den USA ist übrigens bisschen teurer als in Deutschland. Studieren kostet hier bisschen mehr als den Semesterbeitrag von knapp 250€ in Deutschland, pro Jahr können hier nämlich schon mal mehrere 10000$ Kosten auf einen zukommen. Selbst meine 5 Stunden College die Woche in Olney kosten irgendwas im mittleren vierstelligen Bereich. Ob sich das lohnt? Kein Kommentar.
Danach gings zum Gas Works Park, von wo man einen guten Blick auf die Skyline Seattles hat. Dort haben wir noch Claas und Sabrina getroffen, die irgendwo in der Nähe von Seattle wohnen (bisschen Neid ist da, hatte mir nämlich immer Washington State als Platzierung gewünscht). Acht PPPler an einem Ort, und dann passiert noch das: Neben uns geht ein Kerl auf die Knie und macht seiner Freundin einen Antrag. Ihre Eltern waren auch dabei, und sie fragt noch ganz überrascht „Muss ich jetzt „ja“ sagen?“. Tja, die haben jetzt ganz viele Germans auf ihrem Verlobungsvideo, das muss toll sein.
Mit zwei Ubers gings dann Richtung Downtown, wo wir in einem Fischrestaurant essen waren. Fisch ist ja seit dem Jakobsweg so gar nicht mehr meins, weshalb ich einen Salat(!) bestellt habe. Einfach nur grüner Salat mit Dressing, man, bin ich tief gesunken. Nach einem Besuch bei den Baseball-, Fußball-, und Footballstadien Seattles (dort hat gerade eine Auto-Ausstellung stattgefunden, und Momo wollte sich reinschleichen, hat aber nicht ganz so funktioniert), waren wir noch in einer Bar. Kathi und ich lieben Margarita, weshalb wir uns immer Pincher bestellen (billiger, mehr drin). Dort gab es dann so was ähnliches wie einen Pincher blauen Margarita, in dem auch noch Corona drin war. Well, die Amis, die spinnen!
Weil Seattle Musikstadt ist, gibt es viele Kneipen mit Livemusik – bei den coolsten kostet es aber Eintritt, weshalb wir dann einfach in irgendeine gegangen sind, in der irgendwelche alten Leute bisschen Musik gespielt haben. Das mit dem Musikwunsch auf Serviette hat hier allerdings nicht so gut geklappt wie in Nashville… Aber es gab einen Tischkicker!
Mittlerweile hatten wir einen Mietwagen gefunden. „Mini Countryman oder ähnliches“. Klingt ja super. Kathi und ich waren von Anfang an skeptisch, aber Momo meinte, das wäre ein riesen Schlitten, und Frauen haben keine Ahnung von Autos, also gut. Als wir dann am nächsten Morgen um 7 vor der Autoverleihfirma standen und erklärt haben, dass wir zu 5. bis nach Kanda und nach La Push an die Westküste wollten, hatte die Frau wohl Mitleid mit uns, und hat uns, gegen einen kleinen Aufpreis, einen Jeep vermacht, der eigentlich nicht an Leute unter 25 verliehen wird. Ich bin ja immer noch der Meinung, Momo hat vergessen zu sagen, dass wir 5 Leute sind, und hat einfach nur gesagt, dass wir ein Auto brauchen… Leider ist es ziemlich teuer, ein Auto zu mieten, wenn man unter 25 ist, weshalb wir das nur für eine Person bezahlt haben und nur Momo fahren durfte.
Circa 3 Stunden oder auch 225km lang saß ich dann eingequetscht hinten in der Mitte („Wir können ja tauschen“ – ich wollte durchhalten und den ganzen nächsten Tag vorne sitzen, hat dann aber nicht so geklappt). Vancouver liegt in Kanada und unser Visum gilt nur für die USA – nach Kanada würden wir also ohne größere Probleme kommen, aber eben nicht wieder in die USA rein, weshalb wir etwa 3 Wochen im Voraus unsere Papiere an die Organisation schicken mussten, die das Ganze vom State Department hat abzeichnen lassen. Erstes Ziel in British Columbia war dann die Capilano Suspension Bridge, eine der längsten Hängebrücken der Welt. Eintritt lag allerdings bei etwa 35$ und das Wetter war nass und neblig, weshalb wir uns dafür entschieden haben, eine um Weiten kürzere, aber eben ohne Kosten verbundene, Brücke zu besuchen. Die Lynn Canyon Bridge liegt im Lynn Canyon Park irgendwo nördlich von Vancouver im Regenwald. Ja, Regenwald! Ich dachte immer, den gibts nur in den Tropen. Nach einer kurzen Wanderung sind wir dann nach Vancouver gefahren, um in Chinatown zu essen. Im ersten Restaurant hatten wir gerade bestellt, als wir erfahren haben, dass keine Kreditkartenzahlung möglich ist. Den Tee haben wir trotzdem getrunken, bevor es dann ins nächste Restaurant ging. „Was der Bauer net kennt, frisst er net“ habe ich eigentlich soweit abgelegt, allerdings nicht bei asiatischen Restaurants, weshalb es gebratene Nudeln gab. Haben geschmeckt wie Zuhause.
An einem Touristenpunkt im Souvenirshop haben wir mitbekommen, dass jemand auf die Frage, wo er denn herkommt, mit „Germany“ geantwortet hat. Scheinbar sind wir in sein Territorium eingedrungen, denn seine Antwort auf unser „Hi, wir sind auch aus Deutschland“ war nur „Tach auch!“.
Aufgrund Altersleiden, Faulpelzerei und fehlender Abenteuerlust ein paar anderer Teilnehmer sind wir durch Vancouver Downtown gefahren und kein einziges Mal ausgestiegen. Die Aussagen „Es regnet“, „hier gibts doch eh nix zu sehen“ und „ist doch lustig im Auto“ haben mich dann doch etwas wütend gemacht, denn dafür hätte man absolut nicht so viel Aufwand mit den Visas betreiben müssen. Wir hatten übrigens kein Navi in Kanada, weil unser Tarif nur in den USA gilt. Das war ein weiterer Spannungspunkt. Nur einer war noch super excited: In British Columbia ist Alkohol ab 19, also durfte Mo legal was trinken.
Heimzus haben wir uns dann auf halber Strecke noch mit Martin und Jan-Philip getroffen, die auch irgendwo in Washington State platziert sind. Warum sind dort alle außer ich? Bei Five Guys, Burgerkette, in der immer Rockmusik gespielt wird, wurde dann über die letzten Monate in den USA gesprochen. Was ich dabei gelernt habe: Scheinbar gibt es in Olney ein riesen Freizeitangebot, aber leider habe ich davon noch nichts mitbekommen – Kathi, kannst du mir mal bitte zeigen, wo, oder leben wir in verschiedenen Olneys?
Am nächsten Morgen sind wir dann mit der Fähre Richtung Olympic National Park gefahren, denn unser Ziel hieß an dem Tag Hurricane Ridge (Bergkette), Forks (Twilight-Drehort, wo Bella gewohnt hat und fast alles spielt) und La Push (Twilight-Drehort, bzw. Strand, wo die Quileute, also Jacob, wohnen (dort wohnen tatsächlich Quileute, also Indianer). Filmtourismus at it’s best, und eigentlich hatte ich mir mehr Touristen vorgestellt, aber neben Schildern und Gerichten gab es nicht allzu viel, das an Twilight erinnert hat.
Leider ist mein Plan vom Tag davor, einen Tag hinten in der Mitte durchzuhalten, und am nächsten Tag vorne sitzen zu dürfen, nicht aufgegangen… 5cm Größenunterschied sind scheinbar so schwerwiegend, dass man immer bessere Rechte hat… Beim Rumfahren war manchmal bestes Wetter und 3 Minuten später konnte man nur 5 Meter weit gucken. Das hat uns aber nicht davon abgehalten, das Dach abzunehmen und Cabrio zu fahren. War nur minimal windig. Auf dem Trip sind zu viele witzige Dinge passiert, aber ich muss mich jetzt entschieden, ob ich noch weiter Romane schreibe oder ein paar der etwa 1000 Fotos raussuche…
Habe nach 3 Monaten 10000 Bilder auf dem Handy, und ich glaube ungefähr 1000 sind von dem Tag. Das Internet war miserabel, wir wussten nicht, wann die Fähren gehen, und wir wollten nicht denselben Weg zurückfahren, weshalb wir uns dafür entschieden hatten, heimzus den Umweg über Olympia (Hauptstadt von Washington State) zu nehmen. Aberdeen (Geburtsort von Kurt Cobain) lag auch auf dem Weg, also durfte ein Foto mit dem Ortsschild nicht fehlen. Dafür mussten wir zwar auf dem Highway anhalten, und überall waren Verbotsschilder, aber was solls. In Olympia haben wir dann noch das State Capitol abgeklappert, und all die Tiere, die von Nikolas‘ Geschrei im Wald vertrieben wurden, sind scheinbar in die Stadt geflüchtet, denn da waren Rehe vorm State Capitol. Bären und Elche gab es im Olympic National Park leider auch nur auf Warnschildern zu sehen.
Irgendwann ist Momo aufgefallen, dass er seine heißgeliebten AirPods verloren hat. Die hat er nämlich eigentlich immer mit Karabiner befestigt an den Gürtelschlaufen baumeln. Nach zwei Tagen und abklappern fast aller Orte, an denen wir vorher waren, sind sie dann doch wieder aufgetaucht, denn sie waren „ganz unten im Rucksack“. Ok, alles klar, wir hatten schon fast Mitleid mit dir, aber dann nicht. Aber ein Gedicht ist entstanden, das passende Foto dazu darf ich leider nicht posten, aber Momo lag auf dem Sofa mit angewinkelten Beinen und hatte seine AirPods angeschnallt und fest in der Hand:
Wer liegt so früh aufm Sofa und pennt? Es ist der Momo mit seinem Kind! Er hat die AirPods wohl im Arm, Er fasst sie sicher, er hält sie warm. (frei nach: der Erlkönig, bisschen deutsche Kultur wollen wir ja auch bewahren)
Am letzten Tag haben wir dann relativ spät ausgecheckt, weil wir ja unser Gepäck den ganzen Tag mitschleppen mussten. Nach einer Fahrt mit der Schwebebahn gings dann noch ins Hard Rock Cafe und ins älteste Starbucks der Welt. Starbucks kommt nämlich aus Seattle. Ich wollte Seattle nicht verlassen, ohne vielleicht doch mal ein bisschen Lachs zu probieren, weshalb ich dann doch ein Fischsandwich zu Mittag hatte. Ich und mein Magen-Darm-Trakt haben das tatsächlich ohne größere Probleme gemeinsam durchgestanden.
Eigentlich kann ich weder im Auto noch im Flugzeug schlafen, weshalb schon in Seattle ohne mich zu fragen beschlossen wurde, dass ich von St. Louis bis nach Hause vorne sitzen darf. Einzige Regel die wir hier haben ist nämlich eigentlich, dass der Beifahrer immer wach bleiben muss, damit dem Fahrer nicht langweilig ist. Da haben dann alle auf ihre 5cm Größenunterschied oder sonstigen Probleme geschissen und lieber hinten gesessen und geschlafen, anstatt wie sonst auf „ihr Recht“ zu bestehen, vorne zu sitzen. Im Flugzeug war es dann aber so weit, und nach 4 schlaflosen Nächten dank einer Person, die nachts alle Regenwälder dieser Erde abgeholzt hat, bin ich eingeschlafen. Glücklicherweise war ich angeschnallt, denn ich habe nicht mal mitbekommen, dass wir landen, bis ich dann fast von der Sitzreihe gefallen bin und mich halb im Tiefschlaf noch mit einem Arm abstützen konnte. Scheinbar ist die Strecke nicht so beliebt, denn wir hatten wieder alle 3 Sitze, also jeder eine Reihe für sich alleine.
Als der Stinktiergeruch dann wieder regelmäßiger wurde, wussten wir, dass wir bald Zuhause waren. Gegen halb drei habe ich bzw. die bellenden Hunde dann alle Leute im Haus aufgeweckt, und nach 4 Stunden Schlaf durften wir alle wieder ins College. Jetset oder Jetleg? Ich weiß es nicht.
Fazit nach ca. 3500 Flugmeilen, 750 Meilen im Mietwagen, 250 Meilen in Mos Auto, 33 Meilen zu Fuß und ungefähr 2 Meilen mit dem E-Bike, dem Treffen 5 anderer PPPler und durchschnittlich 4 Stunden Schlaf pro Tag: Es hat sich gelohnt, so früh aufzustehen.
ganz schoen anstrengend eure tour. die hauptsache: ihr habt euch amuesiert und die kleinen probleme nicht so ernst genommen.
weiter so!!!!