Auf dem Weg vom Hotel zum Flughafen lief erstmal Journey – „Don’t stop Believin'“ im Radio, was wäre passender gewesen?
Am Flughafen in Evansville angekommen wurden wir dann schon von unserer Collegekoordinatorin, einigen Gastmüttern- und vätern und auch Geschwistern herzlichst empfangen. Ich hatte vorher die Collegekoordinatorin (meine Hostmum für einen Tag) gefragt, wie wir sie dort finden können, aber der Flughafen war wirklich sehr klein und wir mussten nicht mal die Augen dafür offen halten. Nikolas’ und mein Gepäck hat den Weg über Atlanta nach Evansville übrigens auch gefunden.
Nach ein paar Minuten Fahrt haben wir irgendwo in der Nähe in einem mongolischen Restaurant gegessen. Dort konnte man sich Gemüse, Fleisch, Soßen, Gewürze und so weiter aussuchen und das wurde dann kurz angebraten. Sorry für die Essensbeschreibungen, aber ich habe vorher noch nicht so exotisch gegessen – sorry for being an European hillybilly.
Nach dem Essen ging es dann zu den Gastfamilien nach Hause, beziehungsweise für mich zur Collegekoordinatorin, die neben zwei eigenen Kindern und Mann auch noch Ane, eine Austauschschülerin aus Grönland, und Amelie, eine Austauschschülerin aus Korea, bei sich wohnen hatte. Der Weg von Evansville nach Olney war, nun ja, wie soll ich das am Besten und ohne negativen Beigeschmack beschreiben, so, als würde ich Zuhause irgendwo rumfahren. Allgemein siehts hier ähnlich aus wie Zuhause. Alles ist ziemlich ländlich, es gibt viele Seen und Felder – lediglich die Berge fehlen ein bisschen, denn hier ist alles ziemlich flach.
Hier ein paar Facts über Olney:
-Olney liegt im Osten des Bundesstaats Illinois
-Olney hat ca. 9000 Einwohner
-Weiße Eichhörnchen sind ungefähr so heilig wie Kühe in Indien: Überfährt man eins, kostet das 500$ Strafe
Bei der Collegekoordinatorin Zuhause gab’s dann erst mal eine Runde Mario Kart, denn dafür braucht man wohl keine language skills, because JEDER HASST DIE REGENBOGENSTRECKE.
Anschließend waren wir noch bei Verizon, einem Mobilfunkanbieter. Dort wurde mir erzählt, dass womöglich nur AT&T, also ein anderer Mobilfunkanbieter mit meinem Handy kompatibel wäre. Bei AT&T wurde mir dann gesagt, dass mein iPhone „locked“ sei, es also nur mit meiner aktuellen Sim-Karte funktioniert. Ich, geizig wie sonst was, wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, denn ich hab mir das absolut überteuerte Handy erst vor ungefähr zwei Wochen gekauft. Okay, dachte ich, irgendwas kann da nicht sein. Der Händler hatte mir bestätigt, dass es in den USA funktionieren würde. Also habe ich versucht Apple zu kontaktieren – das hat sogar ziemlich gut geklappt, und die meinten, dass das Gerät nicht gesperrt ist. Okay, wieder zu AT&T gegangen, und sie haben mir wieder gesagt, dass es locked ist. Also habe ich meinen Billo-Internet-Mobilfunkanbieter anrufen müssen, der mir auch gesagt hat, dass da nichts gesperrt ist. Die eine Minute Gespräch nach Deutschland hat vermutlich mehr gekostet, als mein normaler monatlicher Tarif. Aber nunja, ich brauche ja eine amerikanische Nummer. Also habe ich mal versucht, SIM-Karten der anderen Teilnehmer einzulegen, und siehe da – ich konnte anrufen!
Aaalso, wieder zu AT&T gefahren, gesagt, dass sie mir einfach nur eine SIM-Karte geben sollen, ganz egal, ob sie glauben, dass es funktioniert oder nicht und siehe da, nach ungefähr einer Stunde in diesem Laden hatte ich plötzlich eine amerikanische Nummer. Diese 5 Tage mit Bangen um mein schlecht in ein Handy investiertes Geld hätte ich jedoch auch mit anderen Dingen verbringen können. Also, erstes Problem solved.
Sonntags bin ich dann zu meiner endgültigen Gastfamilie gezogen. Zur Familie gehört mein Hostdad Joe, meine Hostmum Diane, und meine Hostbrüder Jake, Josh und Justin, von denen aber nur noch Justin Zuhause lebt. Und es gibt noch zwei Familienmitglieder: Buddy und Shay. Das sind zwei Hunde, und ich habe mir Zuhause immer gewünscht, dass wir Johnny ins Haus tun, und jetzt kann ich sagen, dass es sooooo cool gewesen wäre! Die Familie hat ein großes Haus am East Fork Lake, also etwas außerhalb von Olney, und ich habe dort ein Zimmer und ein Bad im Keller. (Mutti, wie putzt man eigentlich ein Klo?)
Nachdem ich meine Sachen eingeräumt habe, sind wir zu Walmart gefahren. Totale Überforderung, da gab es so viele Dinge, dass ich eigentlich nichts außer Kaugummis kaufen konnte, weil es zu lange gedauert hätte, mich zu entscheiden. Anschließend hat mich Justin dann noch im Golfcar ein wenig in der Gegend herumgefahren um mir die Nachbarn zu erklären: „Die sind nett, da wohnt ein Doktor, die kenn ich nicht, die sind nett, da wieder ein Doktor…“
Danach musste ich dann wohl oder übel zum ersten mal Wäsche waschen. Ich wollte mich auf diese schreckliche Situation schon Zuhause vorbereiten, wurde aber mit den Worten „Das bringt nichts, wenn ich dir das hier zeige, die haben eh ne andere Waschmaschine“ und „Du wolltest unbedingt weg, das hast du davon“ aufgehalten. Alright, alles rein, Gradzahlen gibt es hier nicht, und hoffen, dass bei „warm“ nichts kaputt geht. Nach 5 Minuten ist mir dann aufgefallen, dass ich das Waschmittel vergessen habe – kann ja mal passieren. Nach einer Stunde des Bangens habe ich dann die Wäsche noch in den Trockner tun müssen, Wäscheleinen und Bügeleisen scheint’s hier nicht zu geben. Ich hatte ein bisschen Bedenken, dass ich schlagartig aufhören muss, zu essen, aber es passt noch alles.
Apropos Essen – ich war noch immer nicht bei Mc Donald’s, obwohl es hier eins in Olney gibt. Ich habe mich aber schon auf kulinarische Entdeckungsreise begeben und war bei Burger King, Taco Bell, Chilli Willys (Eiscreme) und in einem chinesischen Restaurant und was soll ich sagen – das coolste ist, dass man sein Trinken so oft wie man will auffüllen kann, und dass Leitungswasser immer für lau ist! Es schmeckt zwar wegen dem Chlor nach Schwimmbad, aber nach ca. einer Woche merkt man das gar nicht mehr.
Am Montag war ich mit meinen Gasteltern und einigen ihrer Freunde, die scheinbar alle Mitglied im Elks Club sind, in der Elks Lodge, einer Art privater Bar für eben diese Gemeinschaft. Weil das Restaurant nebenan an Montagen zu hat, es dort aber montags immer ein Preis zu gewinnen gibt, bringt einfach jeder etwas zu essen mit. So gab es Pulled Pork, Käsekartoffeln, Bohnen, Apfelkuchen und so weiter und bei dem einen oder anderen Bier wurde gemütlich über alles Mögliche geredet. By the way, bitte nicht Elks Club googeln – das passt eigentlich überhaupt nicht zu meiner politischen Einstellung, aber ich bin ja hier, um das Land kennenzulernen, also kann ich zusammenfassend sagen, dass das eben eine Gemeinschaft von etwa einer Million Menschen in den USA ist, die sich unter anderem für wohltätige Zwecke einsetzt und Geld an zum Beispiel Schulen spendet.
4 von den 5 Germans wohnen mehr oder weniger an einem See, also haben wir uns am Mittwoch gleich mal beim großen Moritz (gibt nämlich zwei) getroffen, um dort am See zu chillen. Es hat nur das Bier gefehlt, was, by the way, schrecklich schmeckt (oder ich habe das richtige einfach noch nicht gefunden).
Grüße die weißen Eichhörnchen vom 12. PPP. Wünsche Dir ebenso eine tolle Zeit dort.
André Pöhler
Grüße nach Olny. War 13. PPP dort.