#11 Die erste Woche Uni und mehr

#11 Die erste Woche Uni und mehr

Hallo da Draußen!

Die Zeit vergeht hier wie im Flug, es ist einfach unglaublich! Die erste Woche Uni liegt jetzt hinter mir und es gibt viel zu Berichten! Nach dem Orientation Day für internationale Studenten gab es viele Veranstaltungen für neue Studenten. Freitag war ich mit den internationalen Studenten in Downtown Cincinnati, was wirklich cool war. Allein das wäre einen eigenen Blogeintrag wert! Es gab Eis, Pizza und das Vorbild für die Brooklybridge in New York zu sehen. Wir sind sogar Straßenbahn gefahren, was mich sofort an Deutschland erinnert hat. Die Straßenbahn ist aber nur ein Rundkurs und verbindet zwei Viertel.

Am Samstag (17.08.) war „Freshfusion“. Auf dem Campus rund um den Teich „Loch Norse“ haben sich viele Gruppen und einige Studentenverbindungen vorgestellt. Es gibt über 200 Gruppen und 22 Studentenverbindungen. Manche Stände waren aber auch einfach nur Betriebe auf dem Campus oder Betriebe der Umgebung, die Studenten für Teilzeitjobs anwerben wollten. Ich habe einen Berg an Gratissachen abgestaubt. Hier bekommt man bei fast jeder Veranstaltung etwas gratis. Und wirklich ALLES lässt erkennen, dass es von der Uni ist. Ein paar coole Erinnerungsstücke sind auf jeden Fall schon dabei! 🙂

Das Wetter an Freshfusion war sehr, sehr schwül-heiß und ich habe mir meinem ersten Sonnenbrand geholt. Am beeindruckensten war die Dragqueen, die aufgetreten ist. Diese Perücke war massiv und ging ihr bis zur Hüfte und ich fand atmen in der Sonne schon echt schweißtreibend! Im Nachhinein habe ich von vielen gehört, dass selbst diese Temperaturen sonst nicht üblich hier sind, also hat mich das etwas berühigt. Alle haben versucht sich irgendwie etwas abkühlen zu verschaffen. Es gab an dem ganzen Tag kostenlose Getränke und Essen.

Am Sonntag ging es für mich in die Music Hall im Viertel Over the Rhine. Dort hatte ich mich für eine Infoveranstaltung bezüglich Freiwilligenarbeit angemeldet. Das Aronoff Center und die Music Hall sind einer der größten Veranstalter von Theater und Musikveranstaltungen in Cincinnati. Broadwayshows aus New York machen für eine Woche halt oder es gibt klassiche Konzerte und Balettaufführungen. Ich werde dort mindestens einmal im Monat als Usher arbeiten. Usher sind allgemeine Ansprechpartner für Gäste und zeigen den Gästen ihr Plätze. Der größte Saal umfasst ca. 2700 Plätze, also sollten die Gäste lieber wissen wohin sie müssen, haha! Colleen hat mich auf die Möglichkeit hingewiesen und es ist wirklich perfekt für mich, um die Shows zu sehen und gleichzeitig Leute kennzulernen und Freiwilligenarbeit zu leisten. In den USA ist es total normal, dass man irgendwo Volunteer ist. Man möchte so der Gesellschaft zurückgeben und damit wird schon in der Highschool angefangen, was ich wirklich cool finde. In Deutschland sind die meisten Leute eher im Verein und engagieren sich so, aber hier ist das alles viel offener. Da es hier den klassischen Verein in dem Sinne nicht gibt, engagieren sich die Leute auf diesem Weg. Und man kann das wirklich überall machen!

Dienstag ging es dann zum ersten Mal richtig zur Uni. Mein erster Kurs startet erst um 9:25 Uhr, aber ich wollte rechtzeitig da sein, um 1. einen Parkplatz zu finden, 2. meine Räume (und das Gebäude) zu finden und 3. um den Berufsverkehr in seiner schlimmsten Phase nicht mitmachen zu müssen. Die Straßen hier sind eh nie leer, aber meistens gibt es hier den ein oder anderen kleineren Unfall auf den Interstates um die Stadt, wenn der Berufsverkehr unterwegs ist und deshalb ist es immer gut etwas mehr Zeit einzuplanen. NKU hat ca. 14.000 Studenten, 2.000 davon leben auf dem Campus, der Rest und alle Mitarbeiter kommen mit dem Auto. Die Uni ist sehr kompakt gehalten. In Kassel kann es einem passieren, dass man durch die halbe Stadt muss, aber dafür würde man das Auto nicht benutzen. Hier ist das einfach anders. Ein Parkplatz, der auch noch in der Nähe zum gewünschten Gebäude ist, ist also sehr begehrt!

Kurs 1: International Politics

Mein erster Kurs ist „International Politics“ bei einer Frau um die 40. Im Kurs sind 40-50 Leute. Mehr werden es definitiv nicht. Die NKU wirbt mit einem 19:1 Leher-Schüler Verhältnis. In diesem Kurs sind keinerlei elektronischen Geräte erlaubt und sie ist sehr streng, was die allgmeinen Regeln angeht. Das liegt aber auch vor allem daran, dass sie es in diesem Kurs fast nur mit Freshmen (Erstsemester) zu tun hat. Nachdem wir am Dienstag alles aus dem Syllabus durchgegangen sind, ist sie am Dienstag auf die Entwicklung von internationaler Politik eingegangen und hat mich sofort erwischt. Sie hatte ein Gebäude an die Tafel geworfen (eindeutig in Deutschland, das habe ich sofort erkannt) und meinte, dass ich das bestimmt kenne und was das alles zu bedeuten hat. Ich wollte an meinem ersten Tag und in meinem ersten Kurs zwar nicht gleich versagen, aber was solls, haha. Ich wusste es nicht, aber die andere deutsche Studentin, die ich später gefragt habe, hatte auch keinen Schimmer, was mich beruhigt hat. Nachdem ich zugeben musste, dass ich keine Ahnung hatte, durfte ich den Namen auf Deutsch vorlesen und danach „Angela Merkel“sagen, weil sie sagt, dass sie es einfach hübscher aus meinem Mund anhört. Die Frau hat definitiv humor, ist schon in alle Teile der Welt gereist und hat ein sehr gutes Gedächtnis. Sie konnte nach der zweiten Stunde alle Namen. Ich kann mir mal gerade mit Mühe die meiner Sitznachbarn merken!

Kurs 2: Business Management Principles

Merle Heckman heißt mein Professor für den zweiten Kurs. Ich mag ihn jetzt schon und gehe sehr gerne in seinen Kurs! Er ist einfach jemand mit dem man sehr leicht reden kann und jeder findet ihn auf Anhieb sympatisch. Sein Unterricht ist eher unorthodox und lockerer gehalten. Aber das finde ich vielleiht auch einfach nur so, weil es in Deutschland einfach anders ist. Man kommt mit den anderen Studenten durch die gesamte Atomsphäre sehr leicht ins Gespräch. Heckman erzählt viel aus seinem Leben, von seinen Kindern (sieben insgesamt, davon fünf Jungs) und den verschieden Jobs, die er hatte. Es gibt jede Stunde ein Quiz, auf das es Punkte gibt, aber das ist weniger schlimm als es sich anhört. Bis jetzt mein Lieblingskurs! Wenn ihr das hier lest, weil ihr euch für das PPP beworben habt, ihr tatsächlich genommen werdet und hier landet und die Chance habt einen Kurse bei ihm zu belegen, dann kann ich das an dieser Stelle auf jeden Fall nur empfehlen!

Kurs 3: International Economics

Der letzte Kurs. Bei diesem Kurs bin ich mir nicht ganz so sicher, ob ich ihn mögen werden oder am Ende des Semester drei Kreuze mache, wenn ich damit durch bin! Es ist der einzige Kurs für den ich ein Buch kaufen muss. Ca. 65 Dollar, was ich überleben werde. Ich kann auch Bücher mieten, aber das konnte ich mit diesem leider nicht. Ich wusste erhlich gesagt nicht ganz auf was ich mein Einlasse, aber meine Koordinatorin hat mir versichert, dass er internationale Stunden liebt und immer ganz aufgeregt ist, wenn sie in seinen Kurs kommen. Dr. Clayton ist mitte 70 (könnte auch älter sein) und hat auch schon viel von der Welt gesehen und war Austauschstudent in Wien während des kalten Kriegs. Der Dienstag war sehr entspannt, am Donnerstag ging es dann richtig los. Es wurde Gleichgewichtspreise ermittelt und alles mögliche Besprochen. Einen Teil kannte ich aus der Ausbildung, aber ein Teil war komplett neu und die Vokabeln natürlich vollkommen anders. Es war auch seltsam das ganze aus amerikanischer Marktsicht zu betrachten. Ich war etwas überfordert, aber es ist auch der einzige Kurs, der mich so richtig fordern wird. Ich werde wahrscheinlich viel lernen müssen, aber Dr. Clayton ist sehr hilsbereit. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass er am Donnerstag den ganzen Unterricht fast nur für mich gemacht hat. Er wusste, dass ich wahrscheinlich ohne Vorkenntnisse komme und hat nur für mich alles wiederholt! Übers Wochenende habe ich überlegt, ob ich den Kurs nochmal wechsel, aber das habe ich verworfen, weil nur zehn Leute im Kurs sind, er sich jetzt schon so viel Mühe gemacht hat und ich hier noch was lernen kann, was ich vielleicht nochmal gebrauchen kann. Wer weiß. So viel zum College!

Noch so ganz am Rand: Ich gehöre in allen Kurse mit 23 zum alten Eisen!

Der Rest der Woche

Im Laufe der ersten Woche an der Uni findet das Victor-Fest statt. Es gibt dauernd irgendeine Veranstaltung und die ersten Spiele der Sportmannschaften fangen wieder an. Ich habe die vorhanden Freizeit Gelegenheit genutzt, um das Recreationcenter zu erkunden, war eine Runde schwimmen und auf dem Laufband. Im Reccenter gibt es keine Sportart, die man nicht machen kann. Squash, klettern, Basketball, Badminton, Fitness, Ausdauer, eigentlich für jeden was dabei. Am Freitag bin ich außer der Reihe zur Uni und war bei einer kleinen Party in University Center. Samstag ging es zu einem Lagerfeuer mit Marshmallows und Gitarre. Man muss dazu sagen, dass die Veranstaltungen hier oft von den religiösen Gemeinschaften an der Uni veranstaltet werden. Ich bin zwar null religiös, aber das stört hier keinen. Es werden dann zwar eher religiöse Lieder gesungen, aber da hier alle so gut singen können und Kirchenlieder ja ganz schön klingen, hat mich das weniger gestört. Religion ist hier einfach ein wichtigerer Teil im Leben der Menschen, als in Deutschland und viele sind sehr stolz darauf, wenn sie sagen können, was sie in ihrer Kirchengemeinde leisten.

Samstag morgen war ich außerdem mit Colleen unterwegs, um Pancakes in einem echt süßen Diner zu essen. Dazu gab es das lokale Goetta zum Probieren. Das Gericht gibt es so nicht in Deutschland, aber es schmeckt wie eine Mischung aus Hackbraten und Bratwurst. Es wurde von den deutschen Einwanderern in Cincinnati erfunden. Nach dem Frühstück waren wir Thriftshopping und ich habe ein paar coole T-Shirts und eine Jeans-Shorts für aufgerundet neun Dollar ergattert! Sonntag ging es für mich zu den Paintwars auf dem Campus. Hier bekommt man ein T-Shirt und beschmeißt sich mit Farben und Schwämmen. Super witzig und wenn man am Campus lebt definitiv willkommene Abwechslung!

Heute geht es für mich wieder außerplanmäßig an die Uni, um mich mit der International Student Union zu treffen. Vorher lege ich noch einen Stop bei Target ein, weil meine eine der zwei Jeans, die ich mitgebracht habe, einfach nicht mehr viel mitmachen wird..

Das wars auch schon wieder! In den nächsten Wochen gibt es wahrscheinlich wieder einiges zu erleben und zu berichten.

Liebe Grüße nach Deutschland!

Eure Hannah

Blick auf Music Hall im Washington Park

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