[8] Siechen und Siegen
22. August
Heute war Get on Board Day, an dem sich die Clubs, Vereinigungen und Studentenverbindungen der Universität vorstellen und um Mitglieder werben. Fleißig bekundete ich überall mein Interesse, ließ mir die Tätigkeiten erklären und trug mich zu Newslettern ein. Begeistert zuhören und überall zusagen – das Amerikanische hab ich schon drauf. 😀
Am Abend besuchte ich dann noch das Kino. Es war der letzte Spieltag von König der Löwen und es war das erste Mal, dass ich diesen Film sah. Ich war an manchen Stellen etwas gerührt und ich fand ihn super. Disney hat einfach ein Händchen für erstklassige Familienfilme.
23. August
Bis einschließlich heute waren wir jeden zweiten Tag schwimmen. Es war ein liebgewonnenes Ritual und nötig, um nicht zum Dickerchen zu werden. 😀 Am Schwimmbecken hatte ich auch meinen ersten englischen Gedanken…
Leider streckte mich dann eine Mandelentzündung (ich schätze von den Klimaanlagen) darnieder und in den folgenden Tagen hütete ich vermehrt das Bett mit alten Bekannten: Den drei ??? 🙂
Nachdem ich auch in meinem Zimmer trotz langer Klamotten fror, wollte ich den Lüftungsschacht abdecken und bemerkte, dass man die Lamellen verstellen konnte. Da nun alle zu sind und nur noch wenig Eisluft ins Zimmer dringt, ist es auch schon wärmer.
24. August
Am Samstag hatte ich einen kurzen Moment der Hoffnungslosigkeit. Es regnete den ganzen Tag, ich war krank, mir war kalt, es war nichts los. Ich zog meinen warmen Pulli an, den meine Mama genäht hat (Bild davon zufällig unten), und hätte im nächsten Moment anfangen können zu heulen. Ich riss mich aber zusammen, dafür wäre noch nach dem Abendessen Zeit. Aber es kam alles anders, denn gemeinsam mit den anderen internationalen Studenten spielten wir nach dem Essen ein paar Spiele, saßen beisammen und der Kummer war verflogen.
25. August
Es war wieder Sonntag, Zeit für den Kirchgang, Zeit für eine neue Kirche. Diesmal die Episkopalkirche St. James. Die anglikanische Gemeinde erinnerte mich an einen katholischen Gottesdienst. Steinalte Pfarrer mit Pfaffenhut, Organist im Chorhemd, Kniebänke, Kommunion. Die Handvoll Gläubigen, die erschienen waren kamen auch hier nach der Feier auf mich zu.
28. August
Am Mittwoch gingen wir mit anderen Studenten meiner Etage zu einer Bäckerei im Ort. Die Damenverbindung Alpha Sigma Tau hat auf der anderen Seite des Stockwerks ihre Zimmer und auch ein paar Aufenthaltsräume. Wir Jungs gehen da natürlich auch gerne hin zum chillen, fernsehen und spielen. Aber zurück zur Bäckerei. Die wird von Mennoniten geführt und die dort arbeitenden Frauen tragen alle Kleider und kleine schwarze Häubchen. Jeder schwärmt von diesem Geschäft, was nur montags bis freitags Frühstück und Mittagessen anbietet. Ich nahm ein Ahornsirup-Nuss-Teilchen und dachte mir, wenn du dann noch Hunger hast, kannst dir ja nochmal was holen. Haha, nach dem einen Stück war ich pappsatt und mein Zuckerbedarf für den Tag bereits gedeckt, aber es war wirklich vorzüglich. Vielleicht bekomme ich da auch „deutsches“ Brot.
Ich versuche, an möglichst vielen Veranstaltungen teilzunehmen und alles mitzunehmen, was es so gibt. So ging ich auch zum UNO-Abend meines Heims und spielte mit etwa sechs anderen. Jede Runde schied der letzte aus und ich wunderte mich schon etwas, warum die alle mit einem solchen Eifer dabeiwaren. Irgendwann realisierte ich, dass dem Gewinner ein Walmartgutschein winkte. Ich zockte die anderen locker flockig ab (bis auf eine Runde war ich immer als Erster fertig) und strich den Gutschein ein. 🙂
Glücklich besuchte ich noch ein Fußballspiel (die Tigers spielten Unentschieden) und ging dann schlafen.